Artikel erstellt am 31.12.2023
von Boris Stippe | ca: 4 Min. zu lesen

Der Passivhausstandard

Das Passivhaus stellt eine revolutionäre Entwicklung in der Bauindustrie dar. Es definiert sich durch die Fähigkeit, ohne herkömmliches Heizsystem im Winter und ohne Klimaanlage im Sommer ein hohes Maß an Behaglichkeit zu bieten. Der Ansatz ist „passiv“, da das Haus sich durch eine optimierte Gebäudehülle selbst heizt und kühlt. Die zentrale Idee besteht darin, den Energieverlust durch eine effiziente Gebäudehülle zu minimieren und den verbleibenden Heizbedarf über eine Lüftungsanlage zu decken.

Gebäudethermografie hilft, den Passivhaustandard zu überprüfen
Gebäudethermografie hilft, den Passivhaustandard zu überprüfen (Bildquelle: smuki – stock.adobe.com)

Zielsetzung des Passivhausstandards

Der Passivhausstandard verfolgt das Ziel, langfristig einen hohen Werterhalt der Immobilie bei gesteigertem Komfort und gleichzeitig niedrigeren Gesamtkosten sicherzustellen. Der Beitrag zum Umweltschutz steht dabei ebenso im Fokus wie die finanziellen Aspekte. Die Minimierung der Wärmeverluste, gepaart mit einer effizienten Lüftungsanlage, ermöglicht  eine Reduktion des Heizwärmebedarfs auf bemerkenswerte 15 kWh/(m²a).

Grenzwerte für den Passivhausstandard

Die spezifischen Anforderungen des Passivhausstandards sind klar definiert:

  • Jahresheizwärmebedarf ≤ 15 kWh/(m²a)
  • Primärenergiekennzahl für verschiedene Anwendungen ≤ 95 kWh/(m²a)
  • Infiltrationsluftwechsel bei 50 Pa < 0,6/h

Diese Vorgaben unterstreichen den Fokus auf Energieeffizienz und zeigen, dass ein Passivhaus nicht nur auf Komfort abzielt, sondern auch strenge energetische Standards erfüllt.

Passivhaus-Kriterien

Die Realisierung eines Passivhauses erfordert die Umsetzung bestimmter Kriterien:

  • Hoch gedämmte Gebäudehülle mit U < 0,15 W/(m²K)
  • Vermeidung von Wärmebrücken
  • Kompakter Baukörper
  • Passive Solarenergienutzung durch Südorientierung und Verschattungsfreiheit
  • Dreifachverglasung mit Wärmedurchgangskoeffizient Uw < 0,8 W/(m²K); g-Wert um 50 %
  • Luftdichtheit n50 < 0,6/h
  • Wärmerückgewinnung aus der Abluft, Wärmebereitstellungsgrad > 75 %
  • Hocheffiziente Stromspargeräte für den Haushalt
  • Trinkwassererwärmung durch Solarkollektoren oder Wärmepumpe
  • Passive Luftvorerwärmung durch Erdwärmetauscher

Diese Kriterien zeigen, dass das Passivhaus nicht nur auf eine geringe Heizlast abzielt, sondern auch eine umfassende Herangehensweise an Energieeffizienz verfolgt.

Vorteile durch den Passivhausstandard

Die Implementierung des Passivhausstandards bietet eine Vielzahl von Vorteilen:

  • Erhebliche Energie- und Nebenkosteneinsparungen
  • Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern
  • Verbesserte Luftqualität durch CO2- und Feuchtesteuerung
  • Allergikerfreundliche Umgebung durch hochwertige Luftfilter
  • Vermeidung von Wärmebrücken und damit Schutz vor Feuchte- und Schimmelbildung
  • Geringe Temperaturschwankungen im Sommer und Winter
  • Überhitzungsreduktion im Sommer durch hohen Dämmstandard
  • Keine Zugerscheinungen durch optimal abgedichtete Fenster
  • Effektive Staubumwirbelung durch Verzicht auf Radiatoren
  • Verminderung von Lärmbelastung durch geschlossene Fenster
  • Verbesserter Schallschutz der Gebäudehülle
  • Erhöhung der Oberflächentemperaturen für gesteigerte Behaglichkeit
  • Optimierung der Lehr- und Lernbedingungen durch konstant gute Luftqualität

Gebäudehülle von Passivhäusern

Die Kernkomponenten der Gebäudehülle in Passivhäusern umfassen:

  • Passivhaus Baukörper
  • Wärmedämmung
  • Vermeidung von Wärmebrücken
  • Luftdichtheit
  • Passivhausfenster

Diese Elemente sind entscheidend für die Effizienz des Passivhausstandards und tragen maßgeblich zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei.

Gebäudetechnik in Passivhäusern

Die Gebäudetechnik in Passivhäusern ist darauf ausgerichtet, den Energiebedarf weiter zu minimieren und gleichzeitig Komfort zu gewährleisten. Zu den Schlüsselelementen gehören:

  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Heizung im Passivhaus
  • Warmwasseraufbereitung durch Solarkollektoren oder Wärmepumpe
  • Passive Luftvorerwärmung durch Erdwärmetauscher

Diese Technologien tragen dazu bei, den Energiebedarf auf ein Minimum zu reduzieren und erneuerbare Energiequellen effizient zu nutzen.

Qualitätssicherung

Die Umsetzung des Passivhausstandards erfordert eine präzise Planung und Ausführung. Qualitätssicherung spielt hierbei eine entscheidende Rolle, und verschiedene Maßnahmen können ergriffen werden, um die Qualität zu gewährleisten:

  • Blower-Door-Messung
  • Thermografie von Gebäuden
  • Wärmebrückenberechnung
  • Qualitätskontrolle und Monitoring
  • Dynamische Anlagen- und Gebäudesimulation
  • Energieausweis

Diese Maßnahmen stellen sicher, dass das Passivhaus seine hohen Standards erreicht und langfristig effizient betrieben werden kann.

Fördermittel

Die Umsetzung des Passivhausstandards wird nicht nur durch die langfristigen Energieeinsparungen wirtschaftlich, sondern auch durch verschiedene Fördermittel attraktiv. Diese können in Form von Zuschüssen und Darlehen für den Bau oder die Modernisierung von Passivhäusern in Anspruch genommen werden.

Fazit

Insgesamt ist der Passivhausstandard nicht nur ein Meilenstein in der Bauindustrie, sondern auch eine wegweisende Lösung für nachhaltiges Bauen und Wohnen. Durch die Kombination von energetischer Effizienz, Komfort und Umweltfreundlichkeit setzt er neue Maßstäbe für die Gebäudestandards der Zukunft.

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