Artikel aktualisiert am 07.12.2023
von Andreas Kühl | ca: 6 Min. zu lesen

Batteriespeicher für PV-Anlagen – lohnt sich das?

Analysten schätzen, dass 2022 der Markt für Batteriespeicher im Eigenheim auf 220.000 Stück angewachsen ist und sich ihre Zahl damit innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat. Zu diesem Trend haben vor allem die deutlich gestiegenen Strompreise und Unsicherheiten im Energiemarkt beigetragen. Batteriespeicher versprechen eine größere Unabhängigkeit vom Energiemarkt durch eine bessere Ausnutzung des Stroms aus der Solaranlage.

Batteriespeicher im Eigenheim
Batteriespeicher im Eigenheim (Bildquelle: NOWRA photography – stock.adobe.com)

Vorteile eines Batteriespeichers im Eigenheim

Wer eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach hat, möchte einen möglichst großen Anteil des erzeugten Stroms selbst verbrauchen. Es ist wirtschaftlich deutlich attraktiver, als den Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen und dafür eine Einspeisevergütung zu erhalten. Bei den schwanken Strompreisen lohnt es sich, vorrangig den Strom aus der PV-Anlage zu nutzen.

Ein Batteriespeicher hilft dabei, den Eigenverbrauch des Solarstroms zu erhöhen. Ohne Speicher liegt er bei rund 30 Prozent, mit Unterstützung des Batteriespeichers können Sie 60 bis 70 Prozent des Stroms aus Ihrer Photovoltaikanlage im eigenen Haushalt verbrauchen.

Entsprechend verringert sich der Anteil des Stroms, den Sie aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen. Während die Kosten für die PV-Anlagen und den Batteriespeicher konstant bleiben, unabhängig davon, ob Sie die Komponenten kaufen oder mieten, können die Stromkosten deutlich schwanken. Mit einem Batteriespeicher erhöhen Sie Ihre Unabhängigkeit von der Preisentwicklung auf dem Strommarkt.

Speicher mit einer Notstromfunktion bieten im Falle einer Stromunterbrechung zusätzliche Sicherheit für den Betrieb der wichtigsten Stromverbraucher im Haus. Er liefert Strom, bis die Kapazität der Batterie erschöpft ist oder solange die PV-Anlage weiterhin Strom erzeugt. Für diese Funktionen fallen erhebliche Mehrkosten an. Damit verringert sich die Wirtschaftlichkeit des Speichers.

Kosten eines Batteriespeichers für Ihr Eigenheim

Die Investitionskosten sind ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eines Stromspeichers. Die Preise sind von seiner Speicherkapazität abhängig und liegen zwischen 600 und 1.500 Euro je kWh. Mit steigender Kapazität steigt auch der Preis des Speichers, dabei sinken die Kosten je speicherbarer Kilowattstunde. Daher ist die geschickte Wahl der Kapazität entscheidend für seine Wirtschaftlichkeit.

Seit Beginn 2023 entfällt die Mehrwertsteuer auf den Kauf und die Installation von Batteriespeichern für die PV-Anlage. Damit entfällt rund ein Fünftel der Kosten.

Welche Faktoren sind noch wichtig, damit sich der Batteriespeicher lohnt?

Neben den Kosten eines Batteriespeichers spielen weitere Faktoren in der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit eines Batteriespeichers eine wichtige Rolle.

Wichtig ist vor allem die Kapazität des Speichers. Ein groß dimensionierter Stromspeicher ist zwar teurer, kann aber auch mehr Solarstrom speichern. Bei der Wahl des Produktes sollten Sie immer auf die nutzbare Speicherkapazität, beziehungsweise Nennkapazität oder Netto-Kapazität, achten. Diese sollten Sie auf die Leistung der PV-Anlage abstimmen.

Ein Batteriespeicher macht den tagsüber erzeugten Strom abends und nachts verfügbar. Daher spielt die Höhe des Stromverbrauchs eine wichtige Rolle in der Auswahl des Batteriespeichers.

Die Verbraucherzentralen empfehlen als Richtwert pro 1.000 kWh Jahresstromverbrauch eine Speicherkapazität von 1 kWh. Die Speicherkapazität sollte zudem nicht wesentlich höher sein als die Leistung der Photovoltaikanlage in Kilowatt (kWp).

Bei der Auswahl eines Batteriespeichers sollten Sie auch auf die Lebensdauer achten. Durch die chemischen Prozesse im Speicher findet eine Alterung statt, die im Laufe der Zeit zu einer verminderten Speicherkapazität führt. Diese wird in der Anzahl der möglichen Ladezyklen angegeben, bis die Kapazität auf den Wert von 80 Prozent des ursprünglichen Wertes gesunken ist. Angaben zur Lebensdauer schwanken zwischen 10 und 20 Jahren.

Weitere relevante Faktoren sind die Höhe der Einspeisevergütung für den überschüssigen Strom und die Höhe der Stromkosten für den Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz. Bei einer hohen Einspeisevergütung kann es lohnenswerter sein, Strom ins Netz einzuspeisen, als einen eigenen Speicher zu betreiben. Hohe Stromkosten hingegen verbessern die Wirtschaftlichkeit eines Stromspeichers.

Überprüfung des Ladezustands mit einem Smartphone
Überprüfung des Ladezustands mit dem Smartphone (Bildquelle: Southern Creative – stock.adobe.com)

Beispielrechnung für die Einsparungen durch einen Batteriespeicher

Damit die Angaben zur Wirtschaftlichkeit eines Batteriespeichers anschaulicher werden, ist ein Rechenbeispiel hilfreich. Die Stromkosten vor der Installation der PV-Anlage lagen mit einem Strompreis von 40 Cent pro kWh bei 1.400 Euro pro Jahr.

Zuerst berechnen wir die Einsparung durch die PV-Anlage ohne Speicher:

  • Leistung der PV-Anlage: 4,5 kWp
  • Investitionskosten: 14.000 Euro
  • Stromverbrauch pro Jahr: 3.500 kWh
  • Angenommener Ertrag der PV-Anlage: 4.000 kWh pro Jahr
  • Eigenverbrauch von 25 Prozent = 1.000 kWh pro Jahr (Berechnung mit dem Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin)
  • Einspeisung ins Stromnetz von 75 Prozent = 3.000 kWh pro Jahr
  • Einsparung durch Eigenverbrauch = 1.000 kWh x 0,40 Euro/kWh = 400 Euro
  • Die Stromkosten beim Energieversorger betragen noch 2.500 kWh x 0,40 Euro/kWh = 1.000 Euro.
  • Einnahmen durch Einspeisevergütung = 3.000 kWh x 0,082 Euro/kWh = 246 Euro

Es bleibt eine Belastung von 754 Euro

Zum Vergleich berechnen wir die Einsparungen durch die PV-Anlage mit Speicher:

  • Leistung der PV-Anlage: 4,5 kWp
  • Kapazität des Speichers: 5 kWh
  • Investitionskosten PV-Anlage mit Batteriespeicher: 18.000 Euro
  • Stromverbrauch pro Jahr: 3.500 kWh
  • Angenommener Ertrag der PV-Anlage: 4.000 kWh pro Jahr
  • Eigenverbrauch von 55 Prozent = 2.200 kWh pro Jahr (Berechnung mit dem Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin)
  • Einspeisung ins Stromnetz von 45 Prozent = 1.800 kWh pro Jahr
  • Einsparung durch Eigenverbrauch mit Speicher = 2.200 kWh x 0,40 Euro/kWh = 880 Euro
  • Die Stromkosten beim Energieversorger betragen noch 1.300 kWh x 0,40 Euro/kWh = 520 Euro.
  • Einnahmen durch Einspeisevergütung mit Speicher = 1.800 kWh x 0,082 Euro/kWh = 147,06 Euro

Es bleibt eine Belastung von 372,94 Euro

In diesem Rechenbeispiel lohnt sich die Investition in einen Batteriespeicher. Die Rechnung kann in Ihrem Fall anders ausfallen. Sie ist von den Werten der eingesetzten Parameter abhängig.

Lohnt sich der Batteriespeicher für Ihr Eigenheim?

Die Unabhängigkeit vom Energieversorger (Autarkie) erhöht sich durch die Installation eines Batteriespeichers in Verbindung mit der Photovoltaikanlage. Der Grad der Eigenversorgung kann von 25 auf 60 bis 70 Prozent steigen. Eine völlige Unabhängigkeit ist mit einem Batteriespeicher jedoch auch mit einem sehr leistungsfähigen Speicher nicht möglich.

Ob sich der Speicher für Ihr Eigenheim lohnt, hängt von einigen Faktoren ab. Dazu gehören der Stromverbrauch und die Stromkosten, die Größe von PV-Anlage und Speicher, die Kosten des Speichers und seine zu erwartende Lebensdauer. Nicht zuletzt gehört der Wunsch nach Unabhängigkeit oder mehr Sicherheit zu den Fragen, die man sich vor dem Kauf beantworten sollte.

Sollten Sie mehr Informationen zum Speicher einholen wollen, lesen Sie gerne unseren Artikel „Wie funktioniert ein Batteriespeicher einer Photovoltaikanlage?

Nach oben scrollen
Share via
Copy link