Artikel aktualisiert am 21.03.2024
von Boris Stippe | ca: 8 Min. zu lesen

Merit-Order-Effekt

Wie beeinflusst Solarstrom den Strompreis?

Der Merit-Order-Effekt beschreibt die Tatsache, dass die Einspeisung von Solarstrom in das Stromnetz zu einer Senkung des Marktpreises führt, da der Solarstrom aufgrund seiner geringen Erzeugungskosten bevorzugt ins Netz eingespeist wird und damit teurere Stromquellen aus dem Markt verdrängt.

Merit-Order-Effekt
Merit-Order-Effekt (Bildquelle: Fokussiert – stock.adobe.com)

Der Merit-Order-Effekt ist ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit der Erzeugung von Solarenergie und der Einspeisung von Solarstrom in das Stromnetz verwendet wird. Er beschreibt einen wichtigen Effekt, der bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wie der Solarenergie auftritt. Der Begriff „Merit-Order“ bedeutet „Reihenfolge des Nutzens“ und beschreibt die Reihenfolge, in der die verschiedenen Stromerzeugungsquellen zur Deckung des Energiebedarfs eingesetzt werden.

Der Merit-Order-Effekt bedeutet, dass die Einspeisung von Solarstrom in das Stromnetz zu einer Senkung des Marktpreises führt. Dies liegt daran, dass Solarstrom aufgrund seiner geringen Erzeugungskosten bevorzugt ins Netz eingespeist wird. Dadurch werden teurere Stromquellen wie Kohle- oder Gaskraftwerke vom Markt verdrängt und der Strompreis sinkt. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt an sonnigen Tagen, an denen die Solarstromproduktion hoch und die Stromnachfrage niedrig ist.

Der Merit-Order-Effekt hat wichtige Auswirkungen auf die Energiewirtschaft und die Strompreise. Er kann dazu beitragen, die Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix zu erhöhen. Gleichzeitig kann er aber auch zu Verzerrungen auf dem Strommarkt führen und konventionelle Energieerzeuger unter Druck setzen. Der Merit-Order-Effekt wird daher häufig im Zusammenhang mit dem Design von Strommarktsystemen und der Förderung erneuerbarer Energien diskutiert.

Wie wirkt sich der Merit-Order-Effekt auf die Strompreise aus?

Der Merit-Order-Effekt beschreibt die Auswirkungen der Einspeisung erneuerbarer Energien wie Solarstrom auf die Preisbildung am Strommarkt. Der Effekt tritt auf, da erneuerbare Energiequellen wie Solarstrom aufgrund ihrer geringen variablen Kosten bevorzugt ins Netz eingespeist werden und dadurch teurere Stromquellen aus dem Markt verdrängen.

Konkret bedeutet dies, dass der Strompreis am Spotmarkt, also der kurzfristigen Lieferung von Strom, durch die Grenzkosten der zuletzt eingespeisten Strommenge bestimmt wird. Bei einem Überangebot an Strom, wie es an sonnigen Tagen durch die Einspeisung von Solarstrom entstehen kann, werden die teuersten Stromquellen am Markt abgeschaltet, da sie durch den günstigen Solarstrom verdrängt werden. Dadurch sinken die Grenzkosten der zuletzt eingespeisten Strommenge, was zu einer Senkung des Strompreises am Spotmarkt führt.

Besonders ausgeprägt ist der Merit-Order-Effekt an sonnenreichen Tagen, an denen viel Solarstrom erzeugt wird und die Stromnachfrage gering ist. An solchen Tagen kann der Strompreis zeitweise sogar negativ werden, da die Stromerzeuger gezwungen sind, ihre Stromproduktion zu drosseln oder sogar abzuschalten, um das Netz stabil zu halten. In diesen Fällen müssen sie dafür bezahlen, dass sie ihren Strom ins Netz einspeisen dürfen.

Wie beeinflusst der Merit-Order-Effekt die Energiewende?

Der Merit-Order-Effekt hat einen großen Einfluss auf die Energiewende und den Umstieg von konventionellen auf erneuerbare Energien. Er kann dazu beitragen, die Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix zu erhöhen. Gleichzeitig kann sie aber auch zu Verwerfungen auf dem Strommarkt führen und konventionelle Energieerzeuger unter Druck setzen.

Durch die Einspeisung von erneuerbaren Energien wie Solarenergie in das Stromnetz kann der Merit-Order-Effekt zu einer Senkung des Strompreises führen. Dies kann dazu führen, dass Erneuerbare Energien wirtschaftlich rentabler werden und sich schneller durchsetzen. Gleichzeitig kann dies aber auch dazu führen, dass konventionelle Energieerzeuger, die aufgrund ihrer höheren variablen Kosten nicht mehr wettbewerbsfähig sind, aus dem Markt gedrängt werden und die Energiewende erschweren.

Um den positiven Einfluss des Merit-Order-Effekts auf die Energiewende zu nutzen, müssen jedoch auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Beispielsweise ist die Verfügbarkeit von Energiespeichern, die die fluktuierende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausgleichen können, ein wichtiger Faktor. Die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz erfordert auch die Schaffung flexiblerer und intelligenter Netze, die eine bessere Integration erneuerbarer Energien und die Förderung der Energieeffizienz ermöglichen.

Darüber hinaus kann der Merit-Order-Effekt auch politisch genutzt werden, um die Energiewende voranzutreiben. Beispielsweise können Einspeisetarife oder Kapazitätsmechanismen eingeführt werden, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern und deren Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Die Förderung erneuerbarer Energien ist auch ein wichtiger Faktor, um nationale und internationale Klimaziele zu erreichen und Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Wie kann der Merit-Order-Effekt genutzt werden, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben?

Um den Merit-Order-Effekt zur Förderung erneuerbarer Energien zu nutzen, können beispielsweise Einspeisevergütungen eingeführt werden. Einspeisevergütungen garantieren den Betreibern erneuerbarer Energien eine feste Vergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde Strom über einen bestimmten Zeitraum. Diese Vergütung liegt in der Regel über dem Marktpreis für Strom und gleicht die höheren Investitions- und Betriebskosten von Erneuerbare-Energien-Anlagen aus.

Eine weitere Möglichkeit, den Merit-Order-Effekt zur Förderung erneuerbarer Energien zu nutzen, sind sogenannte Kapazitätsmechanismen. Kapazitätsmechanismen belohnen Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen dafür, dass sie zuverlässig Leistung zur Verfügung stellen, auch wenn diese aufgrund von Schwankungen in der Stromproduktion nicht immer verfügbar ist. Diese Mechanismen gewährleisten eine sichere Stromversorgung und unterstützen gleichzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Ein zusätzliches Instrument, um den Merit-Order-Effekt zur Förderung erneuerbarer Energien zu nutzen, sind Ausschreibungen. Bei Ausschreibungen können Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen ihre Projekte anbieten und der Anbieter mit dem günstigsten Preis erhält den Zuschlag. Durch den Merit-Order-Effekt haben Erneuerbare Energien dabei oft einen Vorteil, da sie aufgrund ihrer geringeren variablen Kosten oft günstiger sind als konventionelle Energieträger.

Insgesamt kann der Merit-Order-Effekt durch seine Berücksichtigung im Strommarktdesign dazu beitragen, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Einspeisetarife, Kapazitätsmechanismen und Ausschreibungen sind nur einige der Instrumente, die dafür eingesetzt werden können.

Wie können Energieversorger den Merit-Order-Effekt nutzen?

Um den Merit-Order-Effekt zu nutzen, können Energieversorger in den Ausbau von Solaranlagen investieren. Dadurch können sie ihre Stromgestehungskosten senken und den günstigen Solarstrom ins Netz einspeisen. Dies kann zu einer Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit führen, da sie ihren Kunden günstigere Stromtarife anbieten können.

Ein anderer Ansatz ist, in den Aufbau von Speicherkapazitäten zu investieren, um Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu speichern, wenn er nicht benötigt wird, und ihn später, wenn die Nachfrage höher ist, wieder ins Netz einzuspeisen. Auf diese Weise können Energieversorger Schwankungen in der Stromerzeugung ausgleichen und ihren Kunden eine stabile Energieversorgung bieten.

Energieversorger können den Merit-Order-Effekt auch durch die Bildung von Energiegemeinschaften nutzen. In Energiegemeinschaften schließen sich mehrere Verbraucher und Erzeuger erneuerbarer Energien zusammen und teilen sich Stromerzeugung und -verbrauch. Durch die gemeinsame Nutzung erneuerbarer Energien und den optimierten Einsatz von Speichern können die Stromkosten weiter gesenkt werden.

Insgesamt können Energieversorger den Merit-Order-Effekt nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und ihren Kunden günstigere Stromtarife anzubieten. Investitionen in den Ausbau von Solaranlagen, Speicherkapazitäten und Energiegemeinschaften können helfen, günstigen Solarstrom zu nutzen und Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen.

Hat der Merit-Order-Effekt auch Nachteile?

Obwohl der Merit-Order-Effekt viele Vorteile hat, gibt es auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden müssen.

Ein Nachteil des Merit-Order-Effekts ist, dass er zu Verzerrungen auf dem Strommarkt führen kann. Der Effekt kann dazu führen, dass konventionelle Stromerzeuger aus dem Markt gedrängt werden, da sie aufgrund ihrer höheren variablen Kosten nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Dies kann zu einem Ungleichgewicht im Energiemix führen, da zu viel Solarstrom eingespeist wird und andere Energiequellen nicht mehr ausreichend genutzt werden. Dadurch kann die Kapazität zur Deckung von Spitzenlasten sinken, was langfristig zu Versorgungsengpässen führen kann.

Ein weiterer Nachteil ist, dass der Merit-Order-Effekt den Zubau neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen hemmen kann. Wenn der Strombedarf gedeckt ist und die Nachfrage sinkt, sinkt auch der Strompreis und damit die Rentabilität neuer Energieanlagen. Dies kann Investoren davon abhalten, in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren und den Ausbau verlangsamen.

Ebenfalls nachteilig ist, dass der Merit-Order-Effekt die Kosten für den Netzausbau und die Regulierung der Stromversorgung erhöhen kann. Die Integration erneuerbarer Energien erfordert die Schaffung intelligenter Netze und die Verfügbarkeit von Energiespeichern, um eine stabilere Stromversorgung zu gewährleisten. Wenn jedoch zu viel Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist wird, können zusätzliche Investitionen in die Netzinfrastruktur erforderlich sein, um die Stromversorgung stabil zu halten.

Fazit

Der Merit-Order-Effekt beschreibt den Vorteil erneuerbarer Energien wie Solarstrom aufgrund ihrer geringen variablen Kosten, die bevorzugte Einspeisung ins Stromnetz und den daraus resultierenden Ausschluss teurerer Stromquellen. Dadurch sinkt der Strompreis insbesondere an sonnenreichen Tagen, was den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix erhöht. Dieser Effekt wirkt sich nicht nur auf die Energiewirtschaft und die Strompreise aus, sondern kann auch konventionelle Energieerzeuger unter Druck setzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Merit-Order-Effekt zur Förderung erneuerbarer Energien zu nutzen, darunter Einspeisetarife, Kapazitätsmechanismen und Ausschreibungen. Auch Energieversorger können den Merit-Order-Effekt nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und günstigere Stromtarife anzubieten. Obwohl der Merit-Order-Effekt viele Vorteile hat, gibt es auch einige Nachteile, wie die Verzerrung des Strommarktes und die mögliche Hemmung des Ausbaus neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen.

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