Artikel erstellt am 31.12.2023
von Boris Stippe | ca: 4 Min. zu lesen

Passivhaus: Energiebedarf und Grenzwerte für die Heizung

Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das nach den Prinzipien des Passivhausstandards konzipiert und gebaut wurde. Der Begriff „Passivhaus“ leitet sich von der Idee ab, dass das Gebäude weitgehend ohne herkömmliche Heiz- oder Kühltechniken auskommt und passiv von natürlichen Energiequellen profitiert. Hierbei steht der Energieverbrauch im Fokus, wobei es das Ziel ist, eine optimale Energieeffizienz zu erreichen.

Eine gute Wärmedämmung spart Heizkosten
Eine gute Wärmedämmung spart Heizkosten (Bildquelle: schulzfoto – stock.adobe.com)

Grundprinzipien des Passivhauses

  • Hohe Wärmedämmung:
    Passivhäuser sind äußerst gut isoliert. Eine dicke Wärmedämmung in Wänden, Dach und Boden minimiert den Wärmeverlust und sorgt dafür, dass die Raumtemperaturen stabil bleiben.
  • Luftdichtheit:
    Die Gebäudehülle ist sorgfältig abgedichtet, um unkontrollierten Luftaustausch zu verhindern. Spezielle Dichtungssysteme und hochwertige Fenster sorgen dafür, dass die warme Luft im Winter und kühle Luft im Sommer im Inneren bleiben.
  • Wärmerückgewinnung:
    Ein zentrales Element passiver Häuser ist ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Die verbrauchte Luft wird nach außen geführt, aber ihre Wärme wird dabei auf die einströmende Frischluft übertragen, wodurch der Bedarf an zusätzlicher Heizenergie reduziert wird.
  • Optimierte Fenster:
    Hochwertige, dreifach verglaste Fenster mit einer speziellen Beschichtung minimieren den Wärmeverlust und maximieren den Energiegewinn durch Sonneneinstrahlung.
  • Thermische Brückenvermeidung:
    Konstruktionselemente werden so gestaltet, dass Wärmebrücken vermieden werden. Dadurch wird gewährleistet, dass die Wärmedämmung kontinuierlich und ohne Unterbrechungen durch das gesamte Gebäude geht.
  • Bedarfsgeregelte Heiz- und Kühlsysteme:
    Passivhäuser benötigen nur minimale aktive Heiz- oder Kühlsysteme. Falls erforderlich, kommen bedarfsgeregelte Systeme zum Einsatz, die gezielt und effizient arbeiten.

Aktive Einspeisungen

Das Passivhaus verspricht eine angenehme Raumtemperierung rund ums Jahr ohne hohe Heizkosten. Die Grundidee ist, den Energiebedarf durch natürliche und technische Wärmequellen zu decken. Neben passiven Elementen wie Wärmedämmung basiert es auf aktiven „Einspeisungen“ wie der Körperwärme der Bewohner, Wärmeabstrahlungen von Haushaltsgeräten und vorgewärmter Zuluft durch einen Erdwärmetauscher. Die Luftzirkulation im gesamten Gebäude und eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Wie hoch darf der Energiebedarf in einem Passivhaus ausfallen?

Das Passivhausinstitut definiert klare Grenzwerte für den extern erforderlichen Heizwärmebedarf – höchstens 15 kWh/(m²a). Die Zusatzenergie kann durch verschiedene Heizungstypen erzeugt werden, wobei Kaminöfen oder Solarthermie aufgrund des geringen Wärmebedarfs häufig verwendet werden. Eine effiziente Integration eines Wärmespeichers ist ratsam, um überschüssige Heizenergie zu lagern. Die Heizlast einer Hilfsheizung darf zehn Watt pro Quadratmeter nicht überschreiten, und der primäre Energiebedarf ist auf 120 kWh pro Jahr begrenzt.

Die technische Umsetzung

Die Umsetzung erfordert ein durchdachtes Ab- und Zuluftsystem für jeden Raum, das von einer zentralen Lüftereinheit unterstützt wird. Eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung gewährleistet einen effizienten Luftaustausch. Erdwärmetauscher können die Frischluft mit der Abwärme aus der Altluft vorwärmen. Die Vorteile liegen nicht nur in geringeren Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen, sondern auch in der Senkung der Warmwasserkosten.

Der Vorteil

Die Investition in eine Lüftungsanlage mit geringeren Gesamtkosten und die Reduzierung der Warmwasserkosten machen das Passivhaus ökonomisch attraktiv. Der geringe Energiebedarf ermöglicht auch die Senkung der Betriebskosten. Die Effizienz kann auch bei herkömmlichen Gebäuden teilweise umgesetzt werden.

Direkte und indirekte Kosten

Die baulichen Mehrkosten für ein Passivhaus werden auf etwa zehn Prozent gegenüber einem Standardhaus geschätzt. Eine Lüftungsanlage mit Kanälen kostet für ein Einfamilienhaus zwischen 8.000 und 12.000 Euro. Zusätzliche Kosten hängen von der Art der Heizung, dem Installationsaufwand, dem realen Energiebedarf, der Fenster- und Türfläche sowie weiteren Faktoren ab. Eine gründliche Wirtschaftlichkeitskontrolle und Amortisationsüberlegungen sind entscheidend.

Fazit

Das Passivhaus ist ein bewährter Standard, um den Energiebedarf zu minimieren. Die technische Umsetzung erfordert eine durchdachte Lüftungsanlage und eine effiziente Wärmerückgewinnung. Die Investitionskosten mögen höher sein, aber die langfristigen Einsparungen und der Beitrag zum Umweltschutz machen das Passivhaus zu einer nachhaltigen Wahl. Es bleibt jedoch wichtig, den individuellen Bedarf und die ökologischen Auswirkungen kritisch zu betrachten und gegebenenfalls alternative Standards zu prüfen.

Nach oben scrollen
Share via
Copy link