Artikel aktualisiert am 17.08.2022
von Henry Faber | ca: 4 Min. zu lesen

Virtueller Stromspeicher: Lohnt sich eine Stromcloud mit einer Solaranlage?

Überschüssigen Solarstrom im Sommer virtuelle einspeichern und im Winter kostengünstig abrufen? Mit einer Stromcloud und einer Solaranlage ist dies möglich. 

stromcloud und solaranlage
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Im Folgenden wollen wir uns die Funktion einer Stromcloud, eines virtuellen Stromsparkontos, im Tandem mit einer Solaranlage näher anschauen und die Vorteile sowie eventuelle Nachteile beleuchten.

Wie funktioniert eine Stromcloud mit einer Photovoltaikanlage?

Die prinzipielle Funktion einer Cloud beschreibt das Lesen, Schreiben, Hoch- und Herunterladen von Daten sowie Informationen auf einem virtuellen Speicher. Bei einer Strom- oder Solarcloud geschieht dies mit Ihrem Strom auf virtuelle Weise, sodass Sie zu einem anderen Zeitpunkt auf Ihr Stromguthaben zugreifen können oder er durch das Einspeisen mit Ihrem Bezug verrechnet wird. Die „Cloud” entsteht dabei durch das anbieterseitige, software-gestützte Vernetzen von Haushalten oder Gewerben. In diesem Netzwerk sind die einzelnen Parteien Prosumer, also Consumer, welche gleichzeitig zur Stromproduktion beitragen.

Speist man beispielsweise im Sommer überschüssigen Strom ein, so kann dieser im Winter abgerufen werden oder in der jährlichen Abrechnung verrechnet werden. Eine Differenz kann in Form eines Guthabens oder einer Nachzahlung abgerechnet werden. Als Inhaber*in einer Photovoltaikanlage ergeben sich für die Verwendung des Solarstroms nun drei Optionen:

  1. Sie verwenden den Solarstrom wie gewohnt als Netzstrom für Ihre Wohnung oder Ihr Haus
  2. Der überschüssige Strom wird lokal gespeichert und kann für weitere Anwendungen wie der E-Mobility oder einer elektrischen Wärmepumpe verwendet werden.  
  3. Sie „speichern” den solargewonnenen Strom in einer virtuellen Stromcloud zur späteren Verrechnung oder um ihn zu einem späteren Zeitpunkt abzurufen.

Wichtig: Effektiv erhalten Sie nicht den, zu einem früheren Zeitpunkt, gespeicherten Strom, sondern bekommen eine Gutschrift, welche zum Zeitpunkt des Abrufs in neu produzierten Strom aus dem Netz ausgezahlt wird. Dabei können Kosten anfallen, welche mitunter die eines alternativen Ökostromtarifs übersteigen.  

Braucht man eine Solaranlage mit virtuellem Speicher?

Warum könnte man einen virtuellen Stromspeicher benötigen? Viele Nutzer*innen von Solarstrom setzen heute auf lokale Speichersysteme, um ihren selbst erzeugten Solarstrom flexibler nutzen zu können. Physikalische Speicher stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn sie zum Beispiel den im Sommer produzierten Solarstrom für die Nutzung zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise im Winter, speichern sollen.  

Denn der im Sommer produzierte Strom wäre eine ideale Ergänzung zum selbst erzeugten Strom in den dunklen Wintermonaten, wenn die PV-Anlagen an manchen Tagen fast keinen Solarstrom produzieren. Zu diesem Zweck entwickeln verschiedene Anbieter software-basierte Lösungen, die Ihnen das virtuelle Speichern von Solarstrom ermöglichen und eine Brücke zwischen physikalischer Einspeicherung sowie dem zeitversetzten Abrufen schlagen.

Was kostet eine Stromcloud?

Je nach Ausmaß des virtuellen Stromspeichers und dem Anbieter können die monatlichen Grundkosten für einen Verbrauch zwischen 1.000 kWh bis 3.000 kWh bei ca. 20 bis 50 € liegen. 

Lohnt sich eine Stromcloud somit finanziell? Dies ist von Ihren individuellen Umständen abhängig: Mitunter ist die Stromcloud unter Berücksichtigung der monatlichen Grundgebühr teurer, als ein vergleichbares Ökostromangebot, welches Ihren Haushalt in den sonnenfreien Wintertagen mit Strom versorgen würde.

Tipp: Um mit einer Stromcloud die höchstmögliche Stromautarkie genießen zu können, sollte in Ihre Kalkulation definitiv auch ein lokaler Batteriespeicher miteinbezogen werden, da der Bezug aus einer Cloud ohne Eigenspeicher noch teurer ausfallen kann, wenn der eigenproduzierte Strom nicht mehr reicht. 

Auch scheinen die Abrechnungsweisen und Zahlungsmodalitäten nicht besonders genormt zu sein, was mit intransparenten Kosten sowie Gebühren verbunden sein kann.

Stromcloud mit Solaranlage – Vorteile und Nachteile

Erfahren Sie hier alles über die Vor- und Nachteile von Stromclouds für Ihre Solaranlage.

Vorteile einer Stromcloud mit Solaranlage

  • Unabhängigkeit von herkömmlichen Stromanbietern durch Zusammenschluss zu einer Strom-Cloud
  • Virtuelles Einspeichern von überschüssigem Solarstrom in Form einer Gutschrift
  • Umweltschonende Stromerzeugung
  • Zeitlich flexible Nutzung des gespeicherten Stroms
  • Senkung der CO2-Emissionen durch Solarstrom

Nachteile einer Stromcloud

  • Teil undurchsichtige Tarife und Abrechnungsformen
  • Bezug von benötigtem Reststrom im Winter mitunter günstiger via Ökostromtarife
  • Komplettpakete mit PV-Anlage, Speicher und Cloud mitunter unflexibel
  • Mitunter durch genügend Mitglieder in der Cloud erst lohnenswert
  • Rücklieferung aus Stromcloud kostet Gebühren, Umlagen und Steuern

Ein Fazit zu Stromclouds

Die Stromcloud ist im besten Fall als Ergänzung zu Ihrem physischen Gewinnungs- und Speichersystem zu sehen. Eine lohnenswerte Alternative zu einem genau kalkulierten Speicher mit einer Photovoltaikanlage stellt sie allerdings nicht. Daher sollten Sie vorab genauestens berechnen, ob sich eine Stromcloud für Ihren individuellen Verbrauch in Kombination mit einer PV-Anlage lohnt oder ob sich die sonnenarmen Monate nicht besser und günstiger durch einen Ökostromtarif ausgleichen lassen.

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