Artikel erstellt am 06.11.2023
von Boris Stippe | ca: 7 Min. zu lesen

Elektroauto-Reichweite: Alles Wichtige auf einen Blick

Elektroautos haben in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Das Jahr 2022 markiert dabei einen Wendepunkt. Mit rund 470.559 Neuzulassungen wurden in diesem Jahr mehr Elektroautos zugelassen als jemals zuvor. Dabei begünstigen verbesserte technologische Innovationen, dass immer mehr Menschen auf Elektrofahrzeuge umsteigen. Das betrifft auch die Elektroauto-Reichweite. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Entwicklung sowie den aktuellen Stand in Bezug auf die Reichweite von Elektroautos.

Aufladen eines Elektroautos
Aufladen eines Elektroautos (Bildquelle: Michael Flippo- stock.adobe.com)

Ein Ausflug in die Geschichte: Die ersten Elektroautos und ihre Reichweite

Die Anfänge der Elektromobilität reichen weit in das 19. Jahrhundert zurück, als Gustave Trouvé in Paris ein revolutionäres Fahrzeug präsentierte: Ein elektrisch betriebenes Gefährt, das bereits 1881 eine beachtliche Distanz von 26 Kilometern mit  Geschwindigkeiten von bis zu 12 km/h erreichte. In Deutschland setzte Andreas Flocken, ein visionärer Maschinenfabrikant, 1888 einen Meilenstein, indem er das erste Elektroauto zur Marktreife entwickelte. Dieses E-Auto durchbrach als Erstes die 100 km/h-Marke – ein Meisterwerk des belgischen Rennfahrers Camille Jenatzy aus dem Jahr 1899, der mit 105,88 km/h einen Geschwindigkeitsrekord aufstellte.

Die Blütezeit der Elektrofahrzeuge in den USA kam um das Jahr 1900, als fast 40 Prozent aller Automobile elektrisch waren und Reichweiten von bis zu 100 Kilometern erreichten. Der Horlacher Sport, ein Konzeptfahrzeug aus der Schweiz, beeindruckte 1992 mit einer Reichweite von 547 Kilometern bei einer Geschwindigkeit von etwa 55 km/h – und das mit einer einzigen Akkuladung. Der Durchbruch in der Serienproduktion gelang schließlich mit dem Tesla Roadster im Jahr 2006, der mit nur einer Akkuladung rund 350 Kilometer zurücklegte und damit die moderne Ära der Elektroautos einläutete.

Darum variieren die Reichweiten von Elektroautos

Die Reichweiten von E-Autos unterschiedlicher Modelle und Hersteller unterscheiden sich aufgrund mehrerer Faktoren. Einer der Hauptgründe ist die Effizienz des Elektromotors und die Kapazität der Batterie. Fahrzeuge mit effizienteren Motoren und größeren Batterien können weiter fahren, bevor sie aufgeladen werden müssen. Untersuchungen des ADAC zeigen, dass nicht nur die Batteriegröße, sondern auch die Effizienz des Antriebs eine Rolle spielt.

So erreicht beispielsweise der BMW iX mit einer großen Batterie und einem effizienten Antrieb eine beeindruckende Reichweite. Andererseits können Fahrzeuge mit kleineren Batterien, wie der Renault Zoe, immer noch eine respektable Distanz zurücklegen, wenn sie sparsame Motoren haben. Zusätzlich beeinflussen Faktoren wie Fahrzeugdesign, Gewicht, Aerodynamik und der Einsatz von Allradantrieb oder leistungsstärkeren Motoren den Stromverbrauch und damit die Reichweite. Ladeverluste, die beim Umwandeln von Wechselstrom in Gleichstrom entstehen, sowie externe Bedingungen wie Geschwindigkeit und Temperatur können die Reichweite ebenfalls erheblich beeinflussen.

Auf einen Blick: Diese Faktoren haben Einfluss auf die Elektroauto-Reichweite

Die tatsächliche Reichweite eines Elektrofahrzeugs kann sich deutlich von den idealen Herstellerangaben unterscheiden, da sie von einer Vielzahl von Variablen beeinflusst wird.

  • Klimatische Bedingungen: Die Nutzung von Heizung oder Klimaanlage im Fahrzeug kann den Energieverbrauch erhöhen und somit die Reichweite verringern.
  • Energieverbrauch durch Zusatzausstattung: Komfortfunktionen wie Sitzheizungen, das Entertainment-System oder die Heckscheibenheizung können zusätzlichen Strom ziehen.
  • Fahrweise: Ein dynamisches Fahrverhalten mit häufigen Beschleunigungen und abruptem Bremsen führt zu einem höheren Energieverbrauch.
  • Reifenzustand: Ein suboptimaler Reifendruck kann den Rollwiderstand erhöhen und somit die Effizienz des Fahrzeugs beeinträchtigen.
  • Topografie: Steigungen und Gefälle, wie das Befahren von Hügeln oder Bergen, beeinflussen den Energiebedarf des Elektroautos.
  • Zuladung und Insassen: Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs, inklusive Zuladung und Passagiere, wirkt sich direkt auf den Energieverbrauch aus.
  • Batteriekapazität: Ein größer dimensionierter Akku kann mehr Energie speichern, was zu einer längeren Reichweite führt, allerdings erhöht dies auch das Fahrzeuggewicht.
  • Effizienz des Antriebs: Elektromotoren und die zugehörige Leistungselektronik sind darauf optimiert, möglichst wenig Energie in Wärme umzuwandeln und so die Reichweite zu maximieren. Ein effizienter Antriebsstrang kann somit auch mit einer kleineren Batterie eine beachtliche Reichweite erzielen.
  • Design des Autos: Die äußere Form des Fahrzeugs, seine Aerodynamik und sein Gesamtgewicht spielen eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der Reichweite. Ein aerodynamisch gestaltetes Auto verringert den Luftwiderstand und ermöglicht so eine effizientere Fahrt, was direkt zu einer höheren Reichweite führt.
  • Ladeverluste: Beim Laden eines Elektroautos entstehen unvermeidliche Verluste, da ein Teil der Energie in Form von Wärme verloren geht. Diese Verluste variieren je nach Ladesystem, Zustand der Batterie und Umgebungstemperatur.

Beispiele für Elektroauto-Reichweiten

In der Welt der Elektromobilität gibt es eine deutliche Spanne zwischen den Modellen mit der höchsten und der niedrigsten Reichweite. Am unteren Ende des Spektrums finden sich kompakte Stadtfahrzeuge wie den Renault Twingo Electric Intens, der auf eine Reichweite von 150 Kilometer kommt, gefolgt vom Mazda MX-30 e-SKYACTIV Makoto mit 170 Kilometer und dem Honda e Advance, der bis zu 180 Kilometer mit einer einzigen Ladung zurücklegen kann. Diese Autos sind ideal für den urbanen Raum, wo tägliche Strecken kürzer sind und Lademöglichkeiten häufiger vorhanden sein können. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen wahre Langstreckenläufer wie der BMW iX xDrive 50, der mit beeindruckenden 610 Kilometer Reichweite glänzt, dicht gefolgt vom Mercedes-Benz EQS 450+ Electric Art mit 575 Kilometer und dem Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2WD, der stolze 555 Kilometer erreicht. Diese Modelle setzen Maßstäbe in Sachen Reichweite und sind ein Beleg dafür, wie weit die Technologie der Elektroautos bereits fortgeschritten ist.

So schneiden die Fahrzeuge der Hersteller im Detail ab:

ModellReichweiteLeistung in kWh
BMW iX xDrive 50610105,2
Mercedes-Benz EQS 450+ Electric Art575107,8
Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) UNIQ-Paket 2WD55577,4
Honda e Advance18028,5
Mazda MX-30 e-SKYACTIV Makoto17032,0
Renault Twingo Electric Intens15021,4
Reichweiten verschiedener Elektroauto-Modelle

Wie hängen Verbrauch und Reichweite eines E-Autos zusammen?

Der Verbrauch und die Reichweite eines Elektroautos hängen unmittelbar zusammen. Das lässt sich am besten durch die Effizienz des Fahrzeugs beschreiben: Der Verbrauch misst, wie viel elektrische Energie (in kWh) ein Auto benötigt, um eine bestimmte Strecke (in der Regel 100 Kilometer) zurückzulegen. Je niedriger der Verbrauch, desto weniger Energie wird für die gleiche Distanz benötigt, was direkt zu einer höheren Reichweite führt, vorausgesetzt, die Batteriekapazität bleibt gleich.

Umgekehrt bedeutet eine höhere Reichweite, dass das Auto in der Lage ist, mehr Kilometer mit einer einzigen Batterieladung zu fahren, was auf einen geringeren Energieverbrauch oder eine größere Batteriekapazität hinweist. Effiziente Antriebsstränge, aerodynamisches Design und gewichtssparende Maßnahmen sind entscheidend, um den Energieverbrauch zu minimieren und die Reichweite zu maximieren.

Reichweite und Verbrauch: Messverfahren

WLTP ist ein Messverfahren, das realistische Angaben zum Kraftstoffverbrauch und zu den Emissionen von Neuwagen ermöglicht. Die Abkürzung steht für Worldwide harmonized Light Duty Test Procedure – ein weltweit standardisiertes Testverfahren, das den früheren NEFZ-Zyklus (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ersetzt hat. Der WLTP ist seit September 2017 in Kraft und bildet die Grundlage für die offizielle Typgenehmigung neuer Pkw-Modelle in der EU. Er zeichnet sich durch realitätsnahe Testbedingungen aus, wie längere Testzeiten und Strecken sowie anspruchsvollere Geschwindigkeits- und Lastverhältnisse.

Der NEFZ war das vorherige Messverfahren, das durch den WLTP ersetzt wurde. Es war kritisiert worden, weil es nicht die realen Fahrbedingungen widerspiegelte und somit oft zu optimistische Verbrauchs- und Emissionswerte lieferte. Diese neuen Messverfahren haben auch direkte Auswirkungen auf die Kfz-Steuer, da realistische Verbrauchsangaben in der Regel zu höheren offiziellen Verbrauchs- und CO₂-Werten führen, was wiederum die Steuerlast für neu zugelassene Fahrzeuge erhöht.

Fazit: Elektroauto-Reichweite: Einflussfaktoren, die Sie vor dem Kauf bedenken sollten

Elektromobilität ist nicht mehr nur ein Trend, sondern eine feste Größe in der Automobilindustrie, die sich mit rasantem Tempo weiterentwickelt. Der Kauf eines Elektroautos wird oft von der angegebenen Reichweite beeinflusst, die als eines der Hauptverkaufsargumente gilt. Doch die Entscheidung für ein Elektrofahrzeug sollte nicht allein auf dieser Zahl basieren. Die tatsächliche Reichweite ist nämlich ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die von der Batteriekapazität über das Fahrzeugdesign bis hin zu den individuellen Fahrgewohnheiten reichen.

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