Artikel aktualisiert am 18.04.2024
von Rebecca Eder | ca: 9 Min. zu lesen

PV-Speicher nachrüsten: Das müssen Sie beachten

Bei der Installation älterer Photovoltaikanlagen wurde oft auf einen Stromspeicher verzichtet. Angesichts sinkender Einspeisevergütungen und steigender Energiepreise wird die Nachrüstung eines Batteriespeichers jedoch immer attraktiver. Wann dies sinnvoll ist und welche finanziellen Aufwendungen und Fördermöglichkeiten damit verbunden sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Installation eines Batteriespeichers an einer Hauswand
Installation eines Batteriespeichers an einer Hauswand (Bildquelle: VisualProduction – stock.adobe.com)

Ist ein Stromspeicher für Ihre PV-Anlage sinnvoll?

Die Entscheidung für oder gegen einen Batteriespeicher hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn Sie den Großteil des von Ihrer PV-Anlage erzeugten Stroms selbst nutzen möchten, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen, kann ein Stromspeicher eine sinnvolle Investition sein. Dies gilt insbesondere, wenn Ihre Stromtarife variabel sind und zu Spitzenzeiten höhere Kosten verursachen.

Außerdem spielt Ihr Stromverbrauchsverhalten eine entscheidende Rolle. Steigt Ihr Energiebedarf vor allem in den Abend- und Nachtstunden, ermöglicht ein Batteriespeicher die gezielte Nutzung des gespeicherten Solarstroms zu diesen Zeiten und reduziert den Bedarf an Netzstrom. Bei niedrigen Einspeisevergütungen oder eingeschränkten Einspeisemöglichkeiten kann ein Stromspeicher auch attraktiver sein, um den erzeugten Strom selbst zu nutzen und Kosten zu sparen. Die Nutzung von gespeichertem Solarstrom anstelle von teurem Netzstrom kann insbesondere bei hohen Strompreisen zu Spitzenlastzeiten zu erheblichen Einsparungen führen.

Darüber hinaus bietet ein Batteriespeicher in Regionen mit häufigen Stromausfällen eine Notstromversorgung und erhöht die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Zu beachten ist jedoch, dass die Wirtschaftlichkeit eines Speichers von verschiedenen Faktoren wie der Anlagengröße und den aktuellen Vergütungssätzen abhängt. In der Regel kann ein wirtschaftlich arbeitender Speicher den Eigenverbrauch auf 50 bis 80 Prozent steigern. Bei älteren Anlagen mit höheren Einspeisevergütungen kann das Einsparpotenzial geringer ausfallen. Bei geförderten Solaranlagen kann die Nachrüstung eines Stromspeichers jedoch eine lohnende Alternative sein, sofern die Anlage genügend Strom erzeugt, um die Investition zu rechtfertigen.

Was sind die Voraussetzungen um einen Stromspeicher nachzurüsten?

Die Nachrüstung einer PV-Anlage mit einem Batteriespeicher ist technisch und rechtlich möglich, bedarf jedoch einiger Überlegungen.

Technische Voraussetzungen:

Es gibt zwei Haupttypen von Stromspeichern, die jeweils unterschiedliche technische Anforderungen stellen:

  • DC-Speicher: Diese Speichersysteme werden direkt hinter den Solarmodulen angeschlossen, so dass der erzeugte Gleichstrom (DC) direkt in die Batterie fließt. In vielen Fällen muss der Wechselrichter ausgetauscht werden, um die höhere Leistung zu bewältigen. Die Dimensionierung des Speichers muss genau auf die vorhandene PV-Anlage abgestimmt werden.
  • AC-Speicher: Bei AC-gekoppelten Speichersystemen erfolgt der Anschluss hinter dem Wechselrichter, der den erzeugten Strom in Wechselstrom (AC) umwandelt und in das Hausnetz einspeist. Vor der Speicherung muss der Strom wieder in Gleichstrom umgewandelt werden. Obwohl dieser Prozess mit geringen Verlusten verbunden ist, arbeiten Wechselstromspeicher unabhängig von der Photovoltaikanlage und eignen sich daher besser für die Nachrüstung.

Gesetzliche Voraussetzungen:

Je nachdem, wann Sie Ihre PV-Anlage installiert haben, gelten unterschiedliche gesetzliche Anforderungen:

  • Installation der PV-Anlage vor dem 1.1.2009: Bei Anlagen, die vor diesem Datum installiert wurden, war eine Eigennutzung des Solarstroms nicht möglich, so dass eine Nachrüstung mit einem Stromspeicher bis zum Auslaufen des Stromliefervertrages mit dem Netzbetreiber nicht möglich ist.
  • Installation der PV-Anlage zwischen dem 1.1.2009 und dem 31.03.2012: Seit dem 1. Januar 2009 können Solaranlagenbetreiber in Deutschland ihren erzeugten Solarstrom selbst nutzen. Mit dieser Gesetzesänderung haben Hauseigentümer die Wahl zwischen einer vollständigen oder teilweisen Einspeisung des Solarstroms, wodurch ein Anreiz zur Eigennutzung des Solarstroms geschaffen wurde. Besonders bemerkenswert ist, dass Betreiber von Anlagen, die vor dem 31.03.2012 in Betrieb genommen wurden, für jede selbst verbrauchte Kilowattstunde Strom eine zusätzliche Vergütung erhalten. Diese Vergütung ist zwar niedriger als die Einspeisevergütung, wird aber in vielen Fällen durch die eingesparten Strombezugskosten kompensiert. Die Höhe der Eigenverbrauchsvergütung richtet sich nach dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Solaranlage. Wird ein Batteriespeicher nachgerüstet, muss der Anschluss entsprechend angepasst und beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden, was dazu beiträgt, dass sich der Speicher durch den Eigenverbrauch schneller amortisiert.
  • Installation der PV-Anlage nach dem 1.4.2012 bis zum 31.12.2012: Die Nachrüstung eines Stromspeichers ist möglich, jedoch ohne Sonderförderung oder Eigenverbrauchsvergütung.
  • Installation der PV-Anlage nach dem 1.1.2013: Seit Januar 2013 wird die Installation oder Nachrüstung von Stromspeichern in Deutschland finanziell gefördert, z.B. durch das KfW-Speicherprogramm. Dies gilt für alle Photovoltaikanlagen, die nach diesem Datum installiert wurden.

Vor der Nachrüstung eines Batteriespeichers ist es wichtig, die technischen Anforderungen zu prüfen, die gesetzlichen Vorgaben abzuklären und die Einbindung in das lokale Stromnetz sowie Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Die Wahl zwischen einem DC- oder AC-Speicher hängt von Ihrer bestehenden PV-Anlage und Ihren individuellen Anforderungen ab. Berücksichtigen Sie auch die finanziellen Möglichkeiten und eventuelle Förderprogramme, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts zu optimieren. Informieren Sie sich auch bei Ihrem Netzbetreiber über spezielle Anforderungen und Genehmigungsverfahren. Klären Sie mögliche Auswirkungen auf Ihre bisherige Einspeisevergütung und stellen Sie sicher, dass die elektrische Installation den örtlichen Vorschriften und Sicherheitsstandards entspricht. Eventuell erforderliche Genehmigungen und Anmeldungen sollten ebenfalls rechtzeitig in Angriff genommen werden und die Einhaltung von Brandschutz- und Sicherheitsvorschriften ist von höchster Bedeutung.

Das sollten Sie bei der Auswahl des nachzurüstenden Batteriespeichers beachten

Vor der Nachrüstung eines Stromspeichers sind einige Überlegungen anzustellen damit die Installation problemlos verläuft und Sie den maximalen Nutzen aus Ihrem Batteriespeicher ziehen können.

  • Wählen Sie die richtige Speicherkapazität: Die Wahl der richtigen Speichergröße sollte sich nicht nur an technischen Faktoren orientieren, sondern auch die Wirtschaftlichkeit berücksichtigen. Ein zu kleiner Speicher erhöht den Eigenverbrauch nur begrenzt und erfordert weiterhin den Bezug von Netzstrom. Ein zu großer Stromspeicher kann teure Kapazität bereitstellen, die nicht benötigt wird. Ziel sollte eine optimale Größe sein, die Autarkiegrad und Wirtschaftlichkeit ausgewogen berücksichtigt. Eine Faustregel besagt, dass pro Kilowatt-Peak (kWp) PV-Anlage etwa eine Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität eingeplant werden kann, um den Eigenverbrauchsanteil auf etwa 60 Prozent zu erhöhen.
  • Bedenken Sie Ihr Verbrauchsverhalten: Entscheidend für die Speichergröße ist das Verbrauchsverhalten. Haushalte, die vor allem in den Abend- und Nachtstunden viel Strom verbrauchen, benötigen einen größeren Speicher als Haushalte, die hauptsächlich tagsüber Strom verbrauchen. Die Kapazität des Stromspeichers sollte so ausgelegt sein, dass der Haushalt von abends bis morgens mit selbst erzeugtem Strom versorgt werden kann.

Die Dimensionierung des Speichers ist ein entscheidender Faktor für einen wirtschaftlichen Betrieb. Eine falsche Dimensionierung kann zu ineffizienter Nutzung oder unnötigen Kosten führen. Es ist daher ratsam, die richtige Speicherkapazität sorgfältig zu planen und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Was kostet es, einen Batteriespeicher nachzurüsten?

Die Kosten für den nachträglichen Einbau eines Batteriespeichers in eine bestehende Photovoltaikanlage variieren stark und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Im Durchschnitt können diese Kosten zwischen 5.000 € und 15.000 € oder mehr liegen, einschließlich des Batteriespeichers selbst, der Installationskosten sowie eventueller elektrischer Anpassungen und damit verbundener Kosten. Die tatsächlichen Kosten können je nach Standort, Anlagengröße, Batterietechnologie und anderen individuellen Faktoren stark variieren. Bei einer optimalen Auslegung für einen Eigenverbrauch von 50 bis 80 Prozent liegen die ungefähren Kosten bei 1.200 bis 1.400 Euro pro kWh Speicherkapazität für Lithium-Ionen-Heimspeicher.

Die Kosten für die Nachrüstung eines Batteriespeichers sind vielfältig und sollten sorgfältig abgewogen werden, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts zu gewährleisten.

Fördermöglichkeiten für die Nachrüstung eines Stromspeichers

Die Nachrüstung eines Stromspeichers kann unter bestimmten Voraussetzungen staatlich gefördert werden. Eines der verfügbaren Programme ist das KfW-Programm 270 (Erneuerbare Energien – Standard), das zinsgünstige Kredite für die Anschaffung von Stromspeichern sowohl in Verbindung mit einer neuen Photovoltaikanlage als auch für die Nachrüstung bietet. Zu beachten ist jedoch, dass die Verfügbarkeit und die Konditionen der Förderung regional unterschiedlich sind. Einige Bundesländer und Kommunen fördern die Nachrüstung von Stromspeichern, andere schließen sie explizit aus. Zudem sind die Förderprogramme oft zeitlich begrenzt, so dass Interessenten leer ausgehen können, wenn die Mittel für ein Jahr ausgeschöpft sind. Auch ist unklar, ob ein Programm im Folgejahr wieder aufgelegt wird.

Zu beachten ist, dass seit Anfang 2023 neue steuerliche Regelungen gelten, die eine Umsatz- und Mehrwertsteuerbefreiung für die Lieferung, den Erwerb und die Installation von PV-Anlagen und Speichersystemen in Verbindung mit Wohngebäuden ermöglichen, sofern es sich um die eigene PV-Anlage oder den eigenen Solarspeicher handelt und diese in oder an dem Wohngebäude installiert werden. Diese Änderungen können finanzielle Vorteile für diejenigen mit sich bringen, die in Stromspeichersysteme investieren möchten.

Kann man einen Stromspeicher selbst nachrüsten?

Der Anschluss eines nachträglichen Stromspeichers erfordert fortgeschrittene Kenntnisse in Elektrotechnik und Solartechnik sowie die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Es wird empfohlen, die Installation von einem qualifizierten Elektriker oder einem Fachmann mit Erfahrung im Bereich erneuerbarer Energien durchführen zu lassen. Denn der Umgang mit elektrischen Bauteilen und Hochspannung kann gefährlich sein und eine unsachgemäße Installation kann zu ernsthaften Sicherheitsrisiken führen.

Ein Stromspeicher muss korrekt an die bestehende Photovoltaikanlage, den Wechselrichter und das Stromnetz angeschlossen werden. Dies erfordert Fachkenntnisse in Bezug auf elektrische Installationen, Verkabelung, Kommunikation zwischen den Komponenten und die Einhaltung der örtlichen elektrischen Vorschriften. Darüber hinaus muss die Integration des Batteriespeichers mit dem Wechselrichter oder der Steuereinheit korrekt durchgeführt werden, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.

Es ist wichtig, die Sicherheit aller Beteiligten und die einwandfreie Funktion der Anlage zu gewährleisten. Wenn Sie nicht über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der Solar- und Elektrotechnik verfügen, empfehlen wir Ihnen dringend, die Installation des Batteriespeichers von einem zertifizierten Fachmann oder Elektriker durchführen zu lassen. So wird sichergestellt, dass die Installation sicher und effizient erfolgt und alle notwendigen Vorschriften eingehalten werden.

Fazit

Die Nachrüstung eines Stromspeicher für Ihre Photovoltaik-Anlage kann eine sinnvolle Investition sein, wenn Sie einen Großteil des erzeugten Solarstroms selbst nutzen möchten, um Kosten zu sparen und unabhängiger vom Stromnetz zu werden. Besonders vorteilhaft ist dies bei variablen Stromtarifen und einem höheren Strombedarf in den Abend- und Nachtstunden. Die Nachrüstung eines Batteriespeichers erfordert technische und rechtliche Überlegungen. Je nach Installationsdatum Ihrer PV-Anlage gelten unterschiedliche Bedingungen für die Eigenverbrauchsvergütung und die technische Anbindung des Speichers. Bei der Auswahl des Batteriespeichers sollten Sie die Speicherkapazität entsprechend Ihrem Verbrauchsverhalten und Ihrer PV-Anlage sorgfältig planen, um eine optimale Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Die Kosten für die Nachrüstung variieren stark und können zwischen 5.000 € und 15.000 € oder mehr liegen. Es gibt staatliche Förderprogramme, wie z.B. das KfW-Programm 270, die die Installation finanziell unterstützen können. Die Installation eines Stromspeichers erfordert fundierte elektro- und solartechnische Kenntnisse sowie die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften. Es wird dringend empfohlen, die Installation von qualifizierten Fachleuten durchführen zu lassen, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten.

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