Photovoltaikanlagen sind Elektrogeräte und müssen recycelt werden. Wertstoffhöfe nehmen Module von Haushalten kostenlos entgegen. Um das Recycling kümmern sich die Hersteller. Mehr als 95 Prozent der eingesetzten Materialien lassen sich zurückgewinnen.
Wer seine private Photovoltaikanlage eines Tages wieder abbaut, darf sie nicht über den Hausmüll entsorgen oder irgendwo abstellen. Photovoltaikmodule sind Elektrogeräte und fallen somit unter das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG). Das bedeutet, dass Sie oder Ihr Installateur die Alt-Module zu einer dafür vorgesehenen Sammelstelle bringen müssen. Von dort werden sie dem Recycling zugeführt. Darum kümmern sich aber nicht mehr Sie, sondern die Modulhersteller. Auch das regelt das ElektroG: Die Hersteller müssen PV-Module von Haushalten kostenlos zurücknehmen und auf eigene Kosten recyceln lassen. Als Hersteller zählen dabei nicht nur die tatsächlichen Produzenten, sondern auch die Importeure.
In der Pflicht können dabei natürlich nur die Modulfirmen stehen, die existieren. Sie nehmen aber nicht ausschließlich ihre eigenen Module zurück, sondern bekommen die zu recycelnden Fabrikate von einer zentralen Stelle zugeteilt – unabhängig davon, wer sie tatsächlich hergestellt oder importiert hat. So übernehmen die aktiven Modulhersteller auch die Verantwortung für die Produkte der Firmen, die vom Markt verschwunden sind.
Stiftung EAR organisiert Sammlung und Abholung von alten PV-Modulen
Die zentrale Stelle ist die Stiftung Elektro-Altgeräte Register EAR. Jeder Hersteller muss sich bei ihr registrieren und monatlich melden, wie viele Module in Verkehr gebracht wurden. Entsprechend ihres Marktanteils teilt die Stiftung EAR dann den Modulherstellern die Menge an Altgeräten zu, die sie recyceln müssen.
Gesammelt werden Module aus kleineren privaten Anlagen seit Februar 2016 in den kommunalen Wertstoffhöfen. Photovoltaikmodule werden getrennt von anderen Elektrogeräten wie Computern, Toastern oder Steckdosen gesammelt. Normalgroße Photovoltaikmodule werden auf einer standardisierten Transporteinheit im Freien gelagert, die sich aus vier Europaletten zusammensetzt. Gebrochene und kleine PV-Module kommen in einen verschließbaren Container. Aufstellen müssen diese die Modulhersteller oder ihre Bevollmächtigten auf Anweisung der Stiftung EAR.
Haushalte geben Alt-Module kostenlos am Wertstoffhof ab
Die kaputten oder ausrangierten Module Ihrer privaten Dachanlage können Sie zum kommunalen Wertstoffhof bringen und die Paletten und Container befüllen. In der Regel handelt es sich dabei um Module aus privaten PV-Anlagen, die auf Wohngrundstücken installiert waren. Auch der Installateur, der sie abmontiert hat, kann sie zur öffentlichen Sammelstelle schaffen. Wie bei anderen Elektrogeräten auch kostet die Rücknahme von Photovoltaikmodulen nichts.
Meldet der Wertstoffhof der Stiftung EAR, dass die Europaletten oder Modulcontainer voll sind, bestimmt diese den Hersteller, der im System der kollektiven Verantwortung an der Reihe ist, die Altgeräte abzuholen. Kleine und mittelgroße Hersteller bevollmächtigen in der Regel einen Dienstleister, alle Pflichten gegenüber der Stiftung EAR für sie zu erledigen und die Module zum Recycling zu bringen.
Kaufen Sie ein Balkonsolarmodul im Einzelhandel, etwa im Baumarkt oder bei Ikea, so sind diese Handelsunternehmen auch verpflichtet, Ihre alten PV-Module entgegenzunehmen oder sogar bei Ihnen abzuholen, wenn die neuen Module zu Ihnen geliefert werden. Diese Pflicht gilt dann, wenn die Verkaufsstätte des Händlers mindestens 400 Quadratmeter groß ist. Lebensmittelhändler können der Pflicht auch unterliegen, wenn sie regelmäßig Elektro- und Elektronikgeräte anbieten und mindestens 800 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweisen.
Betreiber gewerblicher Anlagen bringen Alt-Module zum Hersteller
Im Gegensatz zu Haushalten müssen Besitzer von Alt-Modulen, die keinen Haushalt darstellen, diese Alt-Module selbst zum Hersteller bringen. Dazu gehören Händler, Installateure und Betreiber von gewerblichen Anlagen. Wurden die Module vor dem 24. Oktober 2015 auf den Markt gebracht, sind die jeweiligen Personen auch für ihre Entsorgung verantwortlich. Um das Prozedere zu vereinfachen, wurde dazu in der Solarbranche ein eigenes Rücknahmesystem etabliert: PV Cycle. Das gleichnamige Unternehmen nimmt die Module der Mitglieder zurück. Dazu gibt es eigene, private Sammelstellen, meist am Firmensitz von Mitgliedern.
In welches Recyclingwerk die Module am Ende gehen, bestimmt der verantwortliche Hersteller, die von ihm betraute Firma oder ein Gewerbebetrieb, der sich selbst um die Entsorgung kümmern muss. Die Recyclingwerke nehmen in der Regel Module von allen Seiten an. Es gibt mehrere Unternehmen in Deutschland, etwa Reiling oder Rosi Solar, die ihre Kapazitäten sukzessive erhöhen. Denn die Menge an zu recycelnden Modulen wird in den kommenden Jahren stark steigen: Nach Daten der Online-Datenbank der Europäischen Union, Eurostat, wird der PV-Abfall ab 2035 größer sein als die übrige Menge an Elektroschrott. Ab 2045 wird erwartet, dass mehr Alt-Module entsorgt werden, als neue installiert.
Das ElektroG schreibt dabei vor, dass mindestens 80 Prozent eingesetzten Materialien von normalgroßen Modulen, wie sie auf Dächern installiert werden, für die Wiederverwendung vorzubereiten sind (§ 22 Abs. 1 ElektroG). Bei kleinen Modulen müssen es nur 55 Prozent sein.
Recyclingquote von 80 Prozent ist Pflicht, mehr als 85 Prozent sind möglich
Tatsächlich schaffen die Recyclingfirmen 85 Prozent und mehr der verwendeten Materialien großer Module für die Industrie zurückzugewinnen. Module aus Silizium, die zu 92 Prozent in Anlagen installiert sind, werden in der Regel immer feiner zerkleinert und die einzelnen Metalle, der Kunststoff, das Glas und das Silizium voneinander getrennt. Für die Materialien gibt es Käufer aus der Industrie:
- Glas kaufen Produzenten der Dämmindustrie zur Herstellung von Schaumglas und Glaswolle.
- Aluminium wird in Fahrzeugen, der Bauindustrie und für Verpackungen erneut eingesetzt.
- Silizium geht in die Glasherstellung. Forscher arbeiten daran, aus recyceltem Silizium wieder Solarzellen herzustellen.
- Kupfer und Silber lassen sich ohne Qualitätsverlust recyceln und überall in der Industrie erneut einsetzen.
Der Kunststoff, der rund 15 Prozent Anteil an den Materialien in einem Modul hat, kann noch verfeuert werden, etwa in einer Müllverbrennungsanlage. Zurück in den Wertstoffkreislauf wandert er nicht, aber er wird verwertet. Auf einer Deponie landet somit kein Bestandteil eines PV-Moduls.
Und Dünnschichtmodule aus Cadmiumtellurid oder Kupfer-Indium-Diselenid, die rund acht Prozent der PV-Module ausmachen? Auch diese müssen recycelt werden. Die Quote ist so hoch wie für Module aus Silizium auch. Hier wird der Verbund der Werkstoffe unter Energieeinsatz gelöst und die Materialien voneinander getrennt. Ein solches Verfahren gibt es auch für kristalline Module aus Silizium, aber es wird bisher kaum angewendet.
Welche Kosten am Ende für die Modulhersteller anfallen, hängt davon ab, zu welchem Preis die zurückgewonnenen Materialien verkauft werden können. Lassen sie sich auch in höherwertige Produkte einsetzen, können auch die Preise steigen. Auf der anderen Seite treibt aber ein anderer Faktor die Kosten für die Entsorgung nach oben: für den Transport der Module zum Recyclingwerk.
Sind PV-Module kaputt, wandern sie nicht auf den Müll, sondern zum Recycling. Private Anlagenbetreiber können die Module dazu zum Wertstoffhof bringen und dort kostenlos abgeben. Die Modulhersteller holen die Fabrikate an den Sammelstellen ab und lassen sie auf eigene Kosten recyceln. 80 Prozent der eingesetzten Materialien müssen zurückgewonnen werden. Tatsächlich ist es mehr.