Artikel erstellt am 01.01.2024
von Boris Stippe | ca: 6 Min. zu lesen

Solarenergie-Wirkungsgrad: Effizienz und Leistung von Solaranlagen

Der Wirkungsgrad einer Solaranlage ist ein entscheidendes Maß für die Effizienz, mit der Sonnenlicht in elektrische Energie umgewandelt wird. Er gibt an, welcher Prozentsatz des Sonnenlichts in nutzbaren Strom umgewandelt wird. Doch was bedeutet ein höherer Wirkungsgrad und wie beeinflusst er die Effizienz der Anlage? In diesem Artikel erfahren Sie mehr.

Leistungsüberprüfung einer Solaranlage
Leistungsüberprüfung einer Solaranlage (Bildquelle: rh2010 – stock.adobe.com)

Unterschied zwischen dem Solarenergie-Wirkungsgrad einer Zelle und einer gesamten Anlage

Der Wirkungsgrad einer einzelnen Solarzelle gibt an, wie effizient diese Zelle Sonnenlicht in Strom umwandelt. Diese Zahl ist oft höher als der Wirkungsgrad einer gesamten Solaranlage. Der Grund dafür liegt in den zusätzlichen Komponenten und Faktoren, die den Gesamtwirkungsgrad der Anlage beeinflussen.

Wechselrichter

Einer der Hauptgründe für den Unterschied im Wirkungsgrad ist der Wechselrichter. Dieses Gerät wandelt den Gleichstrom (DC), der von den Solarzellen erzeugt wird, in Wechselstrom (AC) um, der für Haushalte und zur Einspeisung ins Stromnetz benötigt wird. Während dieses Vorgangs entstehen Effizienzverluste, da Wechselrichter in der Regel einen Wirkungsgrad zwischen 90 und 98 Prozent aufweisen.

Kabel und Verbindungen

Energieverluste entstehen auch durch Widerstände in Kabeln und Verbindungen innerhalb der Solaranlage. Lange Kabelwege und weniger effiziente Verbindungen können die Menge an Strom reduzieren, die letztendlich genutzt wird.

Verschattung und Ausrichtung

Eine weitere Herausforderung für den Gesamtwirkungsgrad einer Anlage ist die Verschattung. Selbst geringfügige Verschattungen können die Leistung der gesamten Anlage erheblich reduzieren. Ebenso spielt die Ausrichtung der Solarmodule eine Rolle. Eine optimale Ausrichtung und Neigung der Module sind entscheidend, um den höchstmöglichen Wirkungsgrad zu erreichen.

Temperatur und Klimabedingungen

Solarzellen funktionieren bei bestimmten Temperaturen am effizientesten. Hohe Temperaturen können paradoxerweise die Leistungsfähigkeit der Zellen verringern. Auch regionale Klimabedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Bewölkung beeinflussen die Effizienz der Solaranlage.

All diese Faktoren führen dazu, dass der Gesamtwirkungsgrad einer Solaranlage in der Regel niedriger ist als der Wirkungsgrad einer einzelnen Zelle. Daher ist es wichtig, bei der Planung und Installation einer Solaranlage alle diese Aspekte zu berücksichtigen, um die Gesamtleistung zu optimieren.

Typische Wirkungsgrade verschiedener Solarzellentypen

Die Effizienz von Solarzellen, gemessen am Wirkungsgrad, variiert je nach Typ und Technologie der Zelle. Hier sind die typischen Wirkungsgrade der gängigsten Solarzellentypen:

  1. Monokristalline Solarzellen: Diese sind für ihre hohe Effizienz bekannt. Sie werden aus einem einzigen, kontinuierlichen Kristallgitter hergestellt, was ihnen eine gleichmäßige Farbe und ein gleichmäßiges Aussehen verleiht. Monokristalline Module haben Wirkungsgrade zwischen 15 Prozent und 22 Prozent. Diese hohe Effizienz macht sie zu einer beliebten Wahl für Bereiche, in denen der Platz begrenzt ist, da sie mehr Energie pro Quadratmeter erzeugen können.
  2. Polykristalline Solarzellen: Diese bestehen aus mehreren Kristallfragmenten und haben daher ein etwas ungleichmäßiges Muster. Ihr Wirkungsgrad liegt typischerweise zwischen 13 Prozent und 18 Prozent. Sie sind in der Regel günstiger als monokristalline Zellen, haben jedoch einen etwas niedrigeren Wirkungsgrad und benötigen mehr Fläche, um die gleiche Energiemenge zu erzeugen.
  3. Dünnschicht-Solarzellen: Diese Zellen verwenden andere Materialien als kristallines Silizium und sind in der Herstellung oft günstiger. Dünnschicht-Solarzellen können auf verschiedene Untergründe aufgetragen werden, was sie flexibel und leicht macht. Ihr Wirkungsgrad liegt jedoch generell niedriger, etwa zwischen 10 Prozent und 13 Prozent. Sie sind eine gute Wahl für Anwendungen, bei denen Flexibilität und Gewicht eine Rolle spielen, oder für große Flächen, wo die geringere Effizienz durch Größe ausgeglichen werden kann.

7 Einflussfaktoren auf den Wirkungsgrad von Solarenergie

Der Wirkungsgrad einer Solarzelle wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die sowohl material- als auch umgebungsbedingt sein können:

  1. Material und Bauweise
    Die Materialien, aus denen Solarzellen bzw. -module gefertigt werden, sind entscheidend für deren Wirkungsgrad. Monokristalline Zellen, die aus einem einzigen Silizium-Kristall bestehen, bieten in der Regel einen höheren Wirkungsgrad als polykristalline Zellen. Die technologische Weiterentwicklung, wie die Nutzung von PERC (Passivated Emitter and Rear Cell)-Technologie, kann den Wirkungsgrad weiter steigern.
  2. Temperatur
    Solarzellen sind temperaturempfindlich. Ihr Wirkungsgrad nimmt typischerweise mit steigender Temperatur ab. Dies liegt daran, dass die Energieeffizienz der Zelle bei höheren Temperaturen abnimmt. Daher können Solaranlagen in kühleren Klimazonen effizienter sein als in wärmeren Regionen.
  3. Lichtspektrum
    Verschiedene Solarzellen reagieren unterschiedlich auf verschiedene Teile des Lichtspektrums. Beispielsweise sind einige Zellen besser in der Lage, diffuses Licht zu nutzen, was an bewölkten Tagen vorteilhaft sein kann.
  4. Verschattung
    Selbst teilweise Verschattung einer Solarzelle kann ihren Wirkungsgrad erheblich reduzieren. Dies liegt daran, dass die Leistung der gesamten Zellreihe durch eine verschattete Zelle begrenzt werden kann.
  5. Alterung der Solarzellen
    Mit der Zeit können Solarzellen an Effizienz verlieren. Dieser natürliche Alterungsprozess, auch als Degradation bekannt, führt zu einem allmählichen Rückgang des Wirkungsgrades.
  6. Sauberkeit der Zellen
    Schmutz, Staub, Vogelkot und andere Ablagerungen auf den Zellen können den Wirkungsgrad verringern, indem sie das einfallende Sonnenlicht blockieren. Daher ist regelmäßige Reinigung wichtig, um die maximale Effizienz zu gewährleisten.
  7. Installation und Ausrichtung
    Die Ausrichtung der Solarzellen zur Sonne ist entscheidend für den Wirkungsgrad. Idealerweise sollten die Zellen so ausgerichtet sein, dass sie das meiste direkte Sonnenlicht über den Tag hinweg einfangen.

Leistung und Ertrag einer Photovoltaikanlage

Neben dem Wirkungsgrad ist der tatsächliche Ertrag einer Photovoltaikanlage ein entscheidender Faktor für die Bewertung ihrer Effizienz. Der Ertrag einer Solaranlage hängt nicht nur von ihrer Nennleistung, sondern auch von verschiedenen realen Betriebsbedingungen ab.

  • Nennleistung vs. tatsächlicher Ertrag: Die Nennleistung von Photovoltaik wird unter Standard-Testbedingungen gemessen und gibt die maximale Leistung in Kilowatt-Peak (kWp) an. Der tatsächliche Ertrag hingegen wird von Faktoren wie der Sonneneinstrahlung, der Ausrichtung der Solarmodule, Verschattung und anderen Umweltbedingungen beeinflusst.
  • Performance Ratio (PR): Die Performance Ratio ist ein Maß dafür, wie effektiv eine Solaranlage im Vergleich zu ihrer theoretischen Maximalleistung unter realen Bedingungen arbeitet. Eine hohe PR bedeutet, dass die Anlage nahe an ihrem optimalen Wirkungsgrad betrieben wird.

Beispiel für Performance Ratio: Angenommen, Ihre Photovoltaikanlage hat eine Nennleistung von 10 kWp. Unter idealen Bedingungen würde sie täglich 10 kWh Strom erzeugen. Wenn sie jedoch tatsächlich nur 8 kWh pro Tag erzeugt, liegt die PR bei 80 Prozent. Dies könnte auf suboptimale Bedingungen wie Verschattung, Verschmutzung der Module oder suboptimale Ausrichtung zurückzuführen sein.

  • Einfluss der Umweltbedingungen: Die realen Umweltbedingungen spielen eine entscheidende Rolle für den Ertrag einer Solaranlage. Regionen mit höherer Sonneneinstrahlung erzeugen beispielsweise mehr Strom als solche mit weniger Sonnenschein. Auch saisonale Schwankungen beeinflussen den Ertrag.
  • Überwachung und Anpassung: Moderne Solaranlagen sind oft mit Monitoring-Systemen ausgestattet, die es ermöglichen, den Ertrag und die Leistung der Photovoltaik kontinuierlich zu überwachen. Dies ermöglicht es, Anpassungen vorzunehmen, um den Ertrag zu maximieren, wie z.B. das Entfernen von Verschattungen oder die Reinigung der Solarmodule.

Fazit: Der Wirkungsgrad von Solarenergie als Kernfaktor

Der Wirkungsgrad von Solarenergie ist ein zentrales Element, um die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit Ihrer Solaranlage zu beurteilen. Zudem sollten Sie andere Aspekte wie die Lebensdauer, die Kosten und die Gesamtleistung der Photovoltaik berücksichtigen.

Mit fortschreitender Technologie und Innovationen im Bereich der Solarenergie ist zu erwarten, dass der Wirkungsgrad von Solaranlagen weiter steigen wird, wodurch Solarenergie eine noch attraktivere Option für nachhaltige Energieversorgung darstellt.

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