Artikel aktualisiert am 11.04.2025
von Andreas Kühl | ca: 5 Min. zu lesen

Energiemanagement: die Zentrale zur Optimierung Ihres Eigenverbrauchs

Ohne ein Heimenergiemanagementsystem (Home Energy Management System oder HEMS) schöpfen Sie nicht das volle Potenzial Ihrer PV-Anlage aus. Es sorgt für eine intelligente Verteilung des erzeugten Stroms auf den Batteriespeicher und die unterschiedlichen steuerbaren Verbraucher im Haushalt. Dadurch erreicht Ihre Anlage den größtmöglichen Eigenverbrauch und arbeitet wirtschaftlich. In diesem Beitrag zeigen wir die Bedeutung des Eigenverbrauchs, wie ein HEMS funktioniert und worauf Sie bei der Systemauswahl achten sollten.

Ein HEMS wird in der Regel über einen Browser oder eine App bedient. (Bildquelle: นิพนธ์ บุญโปร่ง – stock.adobe.com)

Der Eigenverbrauch: Basis der Wirtschaftlichkeit Ihrer PV-Anlage

Der Strom aus Ihrer PV-Anlage ist heute deutlich günstiger als der Bezug von Netzstrom. Auf 20 Jahre hochgerechnet entstehen für den erzeugten Solarstrom Kosten zwischen 7 und 16 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Für Strom aus dem öffentlichen Netz zahlen Sie aktuell im Durchschnitt 36,5 Cent pro kWh, wie eines der großen Vergleichsportale ermittelt hat.

Das Einspeisen Ihres Solarstroms wird aktuell mit 7,94 Cent pro kWh vergütet. Da ist es finanziell attraktiver, den Strom möglichst selbst zu verbrauchen und auf das Einspeisen weitestgehend zu verzichten.

Seit Februar 2025 gibt es ein weiteres Argument für hohen Eigenverbrauch aus der PV-Anlage. Für alle neu installierten PV-Anlagen gilt: während der Zeit negativer Preise an der Strombörse erhalten Sie keine Einspeisevergütung mehr. Negative Preise entstehen, wenn das Stromangebot höher ist als die Nachfrage. Diese Zeiten der negativen Preise werden gesammelt und an den 20-Jahres-Zeitraum für die Zahlung der Einspeisevergütung angehängt.

Mehr Eigenverbrauch mit HEMS

Ein Heimenergiemanagementsystem hilft Ihnen, einen größeren Anteil des erzeugten Stroms aus der PV-Anlage im eigenen Haushalt zu verbrauchen. Das System wird entweder mit der PV-Anlage angeboten und installiert oder muss nachgerüstet werden. Ein HEMS verbirgt sich meistens in einer kleinen Box, die im Zählerkasten oder in seiner Nähe montiert und über einen Browser oder eine App bedient bzw. gesteuert wird.

Sie erfasst die Erzeugung und Speicherung des Stroms sowie den Strombezug der großen steuerbaren Verbraucher im Haushalt. Zu den großen Verbrauchern gehören die Wärmepumpe, die Wallbox und große Haushaltsgeräte (Waschmaschine und Trockner). Das HEMS kann den Betrieb dieser Geräte steuern und, sofern möglich, in einen Zeitraum verschieben, in dem ausreichend Solarstrom verfügbar ist.

Kann das HEMS Wetterdaten und -prognosen abrufen, passt es den Stromverbrauch entsprechend der Wetterlage an und beginnt an sonnigen Tagen frühzeitig den Speicher zu laden. 

Wer einen dynamischen Stromtarif nutzt, kann zusätzlich mit einem HEMS die jeweiligen Strompreise planen und die Geräte entsprechend ansteuern. Sind hohe Strompreise zu erwarten, lädt das System den Batteriespeicher entsprechend, damit für diesen Zeitraum günstiger Strom verfügbar ist.

Optimierte Nutzung des Batteriespeichers

Ein HEMS optimiert die Steuerung der Lade- und Entladevorgänge eines Batteriespeichers. Dadurch erhöht sich der Eigenverbrauch und es muss weniger Strom aus dem Netz zugekauft werden.

Durch die Einbeziehung der Wetterdaten kann ein HEMS die Ladung eines Batteriespeichers zeitlich planen. Wenn der nächste Tag sonnig werden soll, wird der Speicher eher entladen als geladen, damit er am folgenden Tag mehr Strom aufnehmen kann.

Das HEMS sorgt dafür, dass die Batterie zu der Zeit Strom liefert, wenn der Haushaltsverbrauch hoch ist (z. B. abends), um den Bezug von Netzstrom zu verringern. Es bietet die Möglichkeit, den Betrieb der großen Verbraucher zu priorisieren, indem Sie entscheiden, ob zuerst die Haushaltsgeräte oder andere Geräte, wie Wärmepumpe und Elektroauto, versorgt werden sollen.

Durch Optimierung der Lade- und Entladevorgänge sorgt ein HEMS für den Schutz der Batteriezellen und verlängert damit ihre Lebensdauer. Dies wird erreicht, indem die Batterie nicht immer vollständig geladen und nie komplett entladen wird.

So ändert sich der Eigenverbrauch durch ein HEMS

Im Vergleich zu einer unkontrollierten Nutzung des Solarstroms leistet ein Heimenergiemanagementsystem einen deutlichen Beitrag zu einer höheren Autarkie und zu geringeren Energiekosten. Die Tabelle zeigt den möglichen Einfluss auf die Höhe des Eigenverbrauchs:

AnlagenEigenverbrauch ohne HEMSEigenverbrauch mit HEMS
PV-Anlage ohne Batteriespeicherca. 30 – 40 %ca. 50 – 65 %
PV-Anlage mit Batteriespeicherca. 50 – 60 %ca. 70 – 85 %

Auswahlkriterien eines Heimenergiemanagementsystems

Angebote für ein HEMS sind inzwischen sehr vielfältig und die Auswahl wird immer größer. Damit dieses System die gewünschten Funktionen erfüllt und Sie langfristig Freude daran haben, sollten Sie auf folgende Kriterien achten:​

  • Das System sollte kompatibel mit Ihren bestehenden oder geplanten Geräten und Anlagen (z. B. PV-Anlage, Speicher, Wallbox) sein.
  • Prüfen Sie den angebotenen Funktionsumfang, z. B. Lastmanagement, Visualisierung der Energieflüsse oder Integration dynamischer Stromtarife.​
  • Ein intuitives Bedienkonzept und eine übersichtliche App oder Benutzeroberfläche erleichtern die Nutzung des Systems​.
  • Das System sollte flexibel und erweiterbar sein, damit Sie in Zukunft weitere Komponenten hinzufügen können.
  • Aktualisierungen des Systems gewährleisten, dass Sie auch bei neuen Entwicklungen oder Änderungen der Regulierung die Anlage weiter betreiben können.

Fazit

Erst mit einem Heimenergiemanagementsystem (HEMS) schöpfen Sie das volle Potenzial Ihrer PV-Anlage mit Batteriespeicher aus. Das System sorgt für eine intelligente Verknüpfung der Erzeugung und Speicherung mit dem Bedarf in Ihrem Haushalt. Als Ergebnis erhöht sich der Eigenverbrauch des Stroms aus Ihrer Solaranlage und Ihre Unabhängigkeit vom Energieerzeuger. Gleichzeitig reduzieren sich die verbleibenden Energiekosten.

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