Artikel aktualisiert am 06.11.2025
von Inga Ervig | ca: 8 Min. zu lesen

Eigenverbrauch PV-Anlage berechnen: So gehen Sie am besten vor

Stellen Sie sich vor, Ihre Solaranlage auf dem Hausdach produziert fleißig Strom – und Sie möchten möglichst viel davon selbst nutzen. Genau darum geht es beim Eigenverbrauch einer Photovoltaik-Anlage. Doch wie lässt sich der Eigenverbrauch Ihrer PV-Anlage berechnen und optimieren? In diesem Ratgeber erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie die Berechnung des Eigenverbrauchs Ihrer PV-Anlage angehen und diesen gezielt steigern, welche Formeln und Kennzahlen dahinterstecken und wie viel Eigenverbrauch überhaupt realistisch ist. Außerdem zeigen wir Ihnen praxisnahe Tipps, um Ihren Photovoltaik-Eigenverbrauch zu steigern. So holen Sie das Maximum aus Ihrer Solaranlage heraus – das bedeutet für Sie: höhere Unabhängigkeit, geringere Stromkosten und eine schnellere Amortisation Ihrer PV-Anlage.

Solaranlage auf einem Hausdach
Wussten Sie schon? Früher erhielten PV-Betreiber hohe Vergütungen und speisten ihren Solarstrom komplett ins Netz (Volleinspeisung). Heute sind die Vergütungssätze niedrig, daher wird fast jede neue PV-Anlage auf Eigenverbrauch ausgelegt. (Bildquelle: Annett Seidler – stock.adobe.com)

Eigenverbrauch verstehen: Was bedeutet das und warum ist es wichtig?

Eigenverbrauch bedeutet, dass Sie den von Ihrer PV-Anlage erzeugten Solarstrom direkt im eigenen Haushalt nutzen, anstatt ihn ins öffentliche Netz zu verkaufen. Je mehr Solarstrom Sie selbst verbrauchen, desto weniger Strom müssen Sie aus dem Netz zukaufen – und desto mehr Geld sparen Sie. Denn jede selbst genutzte Kilowattstunde Solarstrom ersetzt eine teure Kilowattstunde vom Energieversorger. Aktuell liegt der Strompreis für Haushalte bei rund 30–40 Cent pro kWh, während die Einspeisevergütung nur etwa 8 Cent pro kWh beträgt. Das heißt, pro selbst verbrauchter Kilowattstunde sparen Sie etwa 30 Cent gegenüber der Alternative, den Strom einzuspeisen. Diese Ersparnis summiert sich über das Jahr erheblich und macht den Eigenverbrauch Ihres Solarstroms äußerst attraktiv.Darüber hinaus steigert ein hoher Eigenverbrauch Ihre Unabhängigkeit vom Energieversorger. Sie sind weniger von schwankenden Strompreisen betroffen und nutzen die Sonne optimal aus. Auch ökologisch hat das Vorteile: Jede selbst verbrauchte Solar-Kilowattstunde muss nicht konventionell erzeugt werden – das schont Ressourcen und reduziert CO₂-Emissionen. Kurz: Ein hoher Photovoltaik- Eigenverbrauch lohnt sich wirtschaftlich und ökologisch.

Eigenverbrauch Ihrer PV-Anlage berechnen: Formel und Beispiel

Wenn Sie den PV-Anlagen-Eigenverbrauch berechnen möchten, benötigen Sie zwei Werte: die Gesamterzeugung und die eingespeiste Strommenge. Die Grundformel lautet:

Eigenverbrauch = Erzeugte Solarenergie – Eingespeiste Energie

Mit anderen Worten: Messen Sie, wie viel Strom Ihre PV-Anlage in einem bestimmten Zeitraum (z. B. jährlich) produziert hat, und ziehen Sie davon den Anteil ab, den Sie ins Netz eingespeist haben. Das Ergebnis ist der selbst verbrauchte Solarstrom in kWh. Moderne Zweirichtungszähler bzw. Smart Meter erfassen diese Werte automatisch – oft können Sie über eine App jederzeit Ihren aktuellen Eigenverbrauch ablesen. Alternativ liefert der Einspeisezähler in Kombination mit dem Ertragszähler die nötigen Daten: Diese Zähler zeigen an, wie viel Strom insgesamt erzeugt wurde und wie viel ins Netz ging, sodass sich der Eigenverbrauch korrekt ermitteln lässt.

Beispielrechnung: Ihre Photovoltaikanlage hat im Jahr 5.000 kWh Strom erzeugt. Davon wurden 3.000 kWh ins öffentliche Netz eingespeist (und vergütet). Die Differenz von 2.000 kWh haben Sie selbst verbraucht. Ihr Eigenverbrauch beträgt also 2.000 kWh. Aus diesen Werten lassen sich zwei wichtige Kennzahlen ableiten:

  • Eigenverbrauchsquote – Sie gibt an, welcher Anteil des erzeugten PV-Stroms selbst genutzt wurde. Im Beispiel wären das 2.000 / 5.000 = 40 % Eigenverbrauchsquote.
  • Autarkiegrad – Er zeigt, welcher Anteil Ihres gesamten Stromverbrauchs durch die PV-Anlage gedeckt wurde. Angenommen, Ihr Haushalt hat im Jahr 4.500 kWh Strom verbraucht, dann wären 2.000 / 4.500 ≈ 44 % Autarkiegrad.

Die Formeln dafür lauten:

  • Eigenverbrauchsquote (%) = (Eigenverbrauch ÷ PV-Erzeugung) × 100
  • Autarkiegrad (%) = (Eigenverbrauch ÷ Gesamtstromverbrauch) × 100

Beide Werte sind nützliche Indikatoren: Die Eigenverbrauchsquote zeigt, wie effizient Sie Ihren Solarstrom nutzen, während der Autarkiegrad angibt, wie weit Sie sich bereits mit eigener PV-Anlage vom Netzstrom unabhängig gemacht haben.

Eigenverbrauch in der Praxis: typische Werte und Einflussfaktoren

Vielleicht fragen Sie sich: Wie hoch ist der Eigenverbrauch meiner PV-Anlage im Durchschnitt? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab – vor allem von der Anlagengröße, der Nutzung eines Speichers und Ihrem Verbrauchsverhalten. Laut einem Bericht der RWTH Aachen aus dem Jahr 2020 liegt die Eigenverbrauchsquote ohne Batteriespeicher bei einem Einfamilienhaus typischerweise bei etwa 20–35 %. Das bedeutet, ein Viertel bis ein Drittel des erzeugten Solarstroms wird direkt im Haushalt verbraucht, der Rest überschüssig ins Netz eingespeist. Mit einem Batteriespeicher lässt sich dieser Anteil drastisch erhöhen – je nach Speicherkapazität sind Eigenverbrauchsquoten um 50–60 % üblich, in manchen Fällen sogar bis zu ~70 %. Werden zusätzlich große Verbraucher wie eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto clever integriert, sind 80 % und mehr Eigenverbrauch erreichbar. Die folgende Übersicht veranschaulicht typische Größenordnungen:

PV-AnlageEigenverbrauchsquote (ca.)
Ohne Speicher (Standard-PV)20–35 %
Mit Batteriespeicher (ausreichend dimensioniert)50–60 %
Mit Speicher + Wärmepumpe, E-Auto70–80 %

Warum haben kleinere Anlagen oft einen höheren Prozent-Eigenverbrauch? Ganz einfach: Wenn Ihre PV-Anlage vergleichsweise wenig erzeugt, können Sie prozentual mehr davon direkt verbrauchen. Beispiel: 2.000 kWh Eigenverbrauch von 5.000 kWh Erzeugung sind 40 %, während 2.000 kWh von 10.000 kWh nur 20 % wären. Wichtig ist jedoch, dass die Anlagengröße zu Ihrem Strombedarf passt. Eine zu kleine Anlage hat zwar eine hohe Quote, deckt aber Ihren Bedarf nicht ab; eine sehr große Anlage speist viel ein, erhöht jedoch Ihren Autarkiegrad. Die optimale Dimensionierung finden Sie, indem Sie Ihren Jahresverbrauch, die Dachfläche und Ihr Nutzungsverhalten berücksichtigen.

Expertenkommentar
„Ich erlebe immer wieder, wie groß das Interesse am Eigenverbrauch ist – und wie wenig greifbar das Thema für viele zunächst wirkt. Dabei ist die Berechnung eigentlich kein Hexenwerk. Entscheidend ist, das eigene Verbrauchsverhalten zu kennen und zu verstehen, wie sich Erzeugung und Nutzung intelligent miteinander verbinden lassen. Wer hier bewusst plant – sei es mit Speicher, smartem Energiemanagement oder der richtigen Anlagengröße – kann seine Stromkosten dauerhaft senken und seine Unabhängigkeit deutlich erhöhen. Mein Tipp: Nicht nur auf maximale Leistung achten, sondern auf maximale Nutzung im eigenen Haushalt.“Inga Ervig, Expertin für nachhaltige Gebäudetechnik

Realistisch sind für typische Haushalte also Eigenverbrauchsquoten um die 30 % ohne Speicher und ~60 % mit Speicher. Lassen Sie sich von solchen Richtwerten aber nicht irritieren: Selbst wenn Ihre Quote „nur“ 30 % beträgt, sparen Sie bereits beträchtlich Stromkosten ein. Entscheidend ist die absolute Menge an Solarstrom, die Sie selbst nutzen können.

5 Tipps um den Eigenverbrauch einer PV-Anlage zu erhöhen

Je höher Ihr Eigenverbrauch, desto schneller rentiert sich Ihre Photovoltaik-Anlage. Sie können einiges tun, um die Berechnung des Eigenverbrauchs künftig noch positiver ausfallen zu lassen. Hier sind fünf Tipps, um den PV-Eigenverbrauch zu steigern:

  1. Verbrauch auf sonnige Stunden legen: Nutzen Sie stromintensive Geräte vor allem tagsüber, wenn die Sonne scheint. Planen Sie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler so, dass sie zwischen 10 und 16 Uhr laufen. Viele moderne Haushaltsgeräte haben Timer oder Smart-Home-Anbindung, damit sie automatisch bei Solarüberschuss starten.
  2. Batteriespeicher integrieren: Ein Solarstromspeicher speichert überschüssige Energie vom Tage und gibt sie abends oder nachts wieder ab. Damit nutzen Sie auch außerhalb der Sonnenstunden Ihren eigenen Strom. Ein grober Richtwert: Pro 1 kWp PV-Leistung sollte etwa 1 kWh Speicherkapazität vorhanden sein, um ein gutes Verhältnis von Kosten und Nutzen zu erzielen. Ein Speicher kann die Eigenverbrauchsquote von z. B. 30 % auf 60–80 % erhöhen.
  3. Intelligentes Energiemanagement: Smarte Steuerungen (wie z. B. Energiemanagement-Systeme oder PV-Überschussregler) können Ihre Verbraucher automatisch ein- und ausschalten, je nachdem, ob gerade Solarstromüberschuss vorhanden ist. Zum Beispiel laden solche Systeme einen Heizstab im Boiler oder schalten die Wärmepumpe an, sobald genügend PV-Leistung da ist.
  4. Elektroauto und Wärmepumpe einbinden: Falls Sie ein E-Auto besitzen, laden Sie es bevorzugt tagsüber an einer PV-optimierten Wallbox. Moderne Wallboxen können den Ladestrom dynamisch anpassen, sodass möglichst nur überschüssiger Solarstrom ins Auto fließt. Auch eine Wärmepumpe kann als „Stromspeicher“ dienen: Sie lässt sich so steuern, dass sie tagsüber Wärme (für Heizung oder Warmwasser) auf Vorrat produziert und damit Solarstrom verbraucht.
  5. PV-Anlage optimal auslegen: Bereits in der Planungsphase können Sie die Weichen für hohen Eigenverbrauch stellen. Lassen Sie sich beraten, welche Anlagengröße und Komponentenauswahl (Module, Wechselrichter, Speichergröße) zu Ihrem Nutzungsprofil passen. Eine zu große Anlage speist mehr ein als nötig, eine zu kleine lässt Potenzial ungenutzt. Ziel ist, einen guten Kompromiss aus hoher Eigenverbrauchsquote und maximaler Stromkostenersparnis zu finden.

Fazit und Empfehlung: Eigenverbrauch optimieren – nutzen Sie den Solarrechner

Ein hoher Eigenverbrauch Ihres PV-Stroms bringt Ihnen direkte finanzielle Vorteile und mehr Unabhängigkeit. Wichtig ist vor allem, die eigene Anlage und das Verbrauchsverhalten im Einklang zu optimieren – sei es durch Speicher, smarte Steuerung oder einfach eine clevere Nutzung im Alltag.

Der Selfmade Energy Solarrechner

Unsere Empfehlung: Nutzen Sie den Selfmade-Energy Solarrechner, um unverbindlich zu ermitteln, welche PV-Anlage für Sie die beste ist und wie hoch Ihr Eigenverbrauch ausfallen könnte. Der Solarrechner berücksichtigt Ihre individuelle Situation (Standort, Dachfläche, Stromverbrauch) und zeigt Ihnen auf einen Blick, wie hoch Ihr Eigenverbrauch sein kann – das unterstützt Sie bei der Berechnung des PV-Eigenverbrauchs für Ihre individuelle Anlage. Außerdem erhalten Sie die Möglichkeit, direkt Kontakt zu geprüften Solarteuren vor Ort aufzunehmen, die Ihnen bei Planung und Installation helfen.

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