Viele Besitzer älterer Häuser fragen sich, ob eine Wärmepumpe im Altbau überhaupt Sinn macht. Oft heißt es, Wärmepumpen würden nur in Neubauten mit Fußbodenheizung funktionieren. Stimmt das wirklich? Die gute Nachricht: Eine Wärmepumpe kann auch einen Altbau effizient beheizen, sofern die Voraussetzungen stimmen.

Wärmepumpe im Altbau: Voraussetzungen und Eignung
Ist eine Wärmepumpe im Altbau sinnvoll? Ja – unter bestimmten Bedingungen. Entscheidend ist, dass Gebäude und Heizsystem gut aufeinander abgestimmt sind. Zwei Faktoren bestimmen maßgeblich, ob eine Wärmepumpe in Ihrem Haus effizient arbeiten kann:
- Heizwärmebedarf Ihres Hauses: Wie viel Heizenergie pro Quadratmeter benötigt wird, hängt von Baujahr und Dämmstandard ab. Ältere unsanierte Häuser vor Baujahr 1977 (vor der ersten Wärmeschutzverordnung) haben oft einen sehr hohen Wärmebedarf. Der Betrieb einer Wärmepumpe ohne vorherige Sanierung wäre hier kaum wirtschaftlich. Sind Dach oder Fassade aber bereits gedämmt und neue Fenster etc. nachgerüstet, sinkt der Wärmebedarf und eine Wärmepumpe wird rentabler. Häuser ab den 1980er- und 1990er-Jahren sind oft bereits besser gedämmt und daher geeigneter.
- Notwendige Vorlauftemperatur der Heizung: Wärmepumpen arbeiten besonders effizient bei niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 30–35 °C. Moderne Geräte kommen auch mit Vorlauftemperaturen bis ca. 50–55 °C noch gut zurecht, wenn sie richtig geplant sind. Laut einer aktuellen Studie der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz sinkt die Effizienz (COP) zwischen 35 °C und 55 °C Vorlauftemperatur nur um etwa 14 %. Erst bei noch höheren Temperaturen nimmt die Effizienz deutlich ab, und der Betrieb wird teuer. Viele Altbauten erreichen mit einigen Optimierungen bereits Vorlauftemperaturen im Bereich von 50 °C – und können damit für eine Wärmepumpe geeignet sein.
Daneben gibt es weitere Voraussetzungen, die den erfolgreichen Einsatz der Wärmepumpe im Altbau begünstigen:
- Hydraulik des Heizsystems: Verfügt Ihr Haus über ein Zweirohr-Heizsystem (Standard bei den meisten Gebäuden), ist die Wärmeverteilung meist gleichmäßiger als bei veralteten Einrohrsystemen. Einrohrheizungen aus den 1970er-Jahren können problematisch sein, lassen sich aber vom Fachbetrieb auf Zweirohr umbauen oder durch zusätzliche Heizflächen verbessern.
- Ausreichende Heizflächen: Klassische Heizkörper im Altbau sind oft auf hohe Temperaturen ausgelegt. Hier sollte geprüft werden, ob sie groß genug dimensioniert sind, um auch mit niedrigeren Vorlauftemperaturen ausreichend Wärme abzugeben. Gegebenenfalls ist der Austausch einzelner Heizkörper gegen größere Modelle oder Niedertemperatur-Heizkörper sinnvoll. Auch Wand- oder Deckenheizungen können eine Option sein.
- Gebäudehülle und Dämmung: Jedes bisschen Dämmung hilft. Sind Dachboden, Außenwände, Fenster und Türen gut gedämmt? – Falls nicht, sollten zumindest einfach umsetzbare Maßnahmen wie Dämmung der obersten Geschossdecke oder ein Fenstertausch erwogen werden. Je besser die Dämmung, desto weniger Heizleistung wird benötigt und desto niedriger kann die Vorlauftemperatur eingestellt werden.
- Platz für Außengerät und Lärmschutz: Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe benötigen Sie im Außenbereich genügend Stellfläche für das Außengerät (z.B. im Garten oder an der Hauswand). Achten Sie auf ausreichend Abstand zum Nachbargrundstück und planen Sie ggf. Schallschutzmaßnahmen ein, damit die Geräuschentwicklung niemanden stört. Bei Erdwärmepumpen muss Platz für Erdkollektoren oder eine Bohrung vorhanden sein, bei Wasser-Wasser-Wärmepumpen ein geeigneter Grundwasserbrunnen.
Wärmepumpe im Altbau ohne Fußbodenheizung betreiben
Eine Flächenheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe ist ideal, aber kein Muss. Tatsächlich arbeiten Wärmepumpen dank der großen Wärmeaustauschfläche einer Fußbodenheizung am effizientesten bei niedrigen Temperaturen um 30 °C Vorlauf. Doch viele Altbaubesitzer scheuen den nachträglichen Einbau einer Fußbodenheizung. Die gute Nachricht: Auch mit normalen Heizkörpern kann eine Wärmepumpe funktionieren, wenn einige Anpassungen erfolgen.
So wird die Wärmepumpe fit für Heizkörper
Lassen Sie Ihre vorhandenen Radiatoren prüfen. Oft reicht es, einzelne Heizkörper gegen größer dimensionierte Niedertemperatur-Modelle auszutauschen, die auch mit 45–50 °C Vorlauf genug Wärme abgeben. Moderne Plattenheizkörper oder Konvektoren bieten mehr Fläche und können die Wärme effizienter an den Raum übertragen. Zudem sollten alle Heizkörper und Räume durch einen hydraulischen Abgleich optimal eingestellt werden. Das gewährleistet, dass jeder Heizkörper genau die benötigte Wassermenge bekommt, und die Vorlauftemperatur lässt sich weiter absenken. Auch die Heizkurve Ihrer Regelung sollte bedarfsgerecht justiert sein, sodass die Heizung nicht wärmer als nötig arbeitet.
Hochtemperatur-Wärmepumpen als Alternative für den Altbau
Falls Ihr Altbau trotz aller Optimierungen sehr hohe Vorlauftemperaturen > 60 °C erfordert (z.B. wegen kleiner Gussheizkörper in unsanierten Räumen), gibt es spezielle Hochtemperatur-Wärmepumpen für den Altbau. Diese Geräte erreichen durch zweistufige Kältekreisläufe oder Propan als Kältemittel Vorlauftemperaturen von über 70 °C. Damit können sie theoretisch alte Heizkörper ohne Austausch betreiben. Zu beachten ist jedoch, dass die Effizienz solcher Hochtemperatur-Wärmepumpen geringer ausfällt und die Anschaffung teurer sein kann. Oft ist es wirtschaftlicher, das Haus energetisch zu verbessern und einige Heizflächen zu vergrößern, anstatt eine überdimensionierte Vorlauftemperatur einzuplanen.
Expertentipp
In manchen Fällen kann auch eine Hybridlösung aus alter Heizung und Wärmepumpe sinnvoll sein. Ist beispielsweise noch ein funktionierender Gas- oder Öl-Kessel vorhanden, lässt sich dieser mit einer Wärmepumpe kombinieren. Die Wärmepumpe übernimmt dann den Großteil der Heizzeit im Jahr effizient alleine. An sehr kalten Tagen springt der konventionelle Kessel zur Unterstützung an. Mittelfristig sollte aber das Ziel sein, den Altbau so zu ertüchtigen, dass die Wärmepumpe allein genügt.
Effizienz und Stromverbrauch der Wärmepumpe im Altbau
Die Betriebskosten einer Wärmepumpe hängen davon ab, wie effizient die Wärmepumpe Wärme erzeugt. Maßstab ist hier die Jahresarbeitszahl (JAZ) – also das Verhältnis von erzeugter Wärme zu eingesetztem Strom über ein Jahr. Moderne Wärmepumpen erreichen JAZ-Werte zwischen etwa 3 und 5; ab etwa 3,0 gilt eine Anlage als effizient und wirtschaftlich. Laut einer Feldstudie des Fraunhofer ISE erzielen Wärmepumpen in Bestandsgebäuden durchschnittlich eine JAZ von 3,1 – selbst bei Altbauten unterschiedlichen Alters und Sanierungsgrades. Dies zeigt: Auch im Altbau kann eine Wärmepumpe zuverlässig und effizient laufen, sofern Wärmedämmung und Heizsystem passend ausgelegt sind.
Wie wirken sich nun verschiedene Altbau-Szenarien auf den Stromverbrauch aus? Zwei Beispiele zur Einordnung der Heizkosten:
- Gut teilsanierter Altbau (mittlerer Wärmebedarf ~100 kWh/m²): Angenommen, Ihr 150 m² Haus braucht rund 15.000 kWh Heizenergie im Jahr. Eine Wärmepumpe mit JAZ 3,5 würde dafür etwa 4.300 kWh Strom verbrauchen. Bei einem Stromtarif von 30 Ct/kWh wären das ca. 1.290 € Heizstromkosten jährlich. Eine alte Gasheizung hätte für die gleiche Wärmemenge ca. 1.500 € an Gas verursacht (bei 10 Ct/kWh Gaspreis) – hier wäre die Wärmepumpe also bereits günstiger im Betrieb.
- Unsanierter Altbau (hoher Wärmebedarf ~200 kWh/m²): Ihr 150 m² Haus benötigt z.B. 30.000 kWh Wärme pro Jahr. Selbst eine Wärmepumpe mit JAZ 3,0 müsste dafür 10.000 kWh Strom liefern, was bei 30 Ct/kWh stolze 3.000 € jährlich bedeuten würde. Eine Gasheizung gleicher Leistung käme auf etwa 3.000–3.500 € Brennstoffkosten – in diesem Fall wäre der Vorteil der Wärmepumpe gering bis nicht vorhanden. Hier zeigt sich: Ohne Dämmmaßnahmen und Heizungsoptimierung kann der Stromverbrauch im Altbau sehr hoch ausfallen. Eine energetische Sanierung und der Tausch zu größeren Heizkörpern sind dann dringend ratsam, bevor auf Wärmepumpentechnik umgestellt wird.
In den nächsten Jahren dürften die Betriebskosten von Gasheizungen weiter steigen, da die CO₂-Abgabe auf fossile Brennstoffe kontinuierlich zunimmt. Strom wird hingegen mit steigendem Ökoenergie-Anteil tendenziell sauberer – und durch Eigenverbrauch günstiger. Strom selbst erzeugen ist hier das Stichwort: Wenn Sie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, kann diese einen Großteil des benötigten Stroms für die Wärmepumpe liefern. Durch die Kombination einer Wärmepumpe mit Photovoltaik lassen sich die Heizkosten im Altbau um bis zu 50 % senken. Denn tagsüber nutzt die Wärmepumpe dann bevorzugt selbst produzierten Solarstrom, anstatt teuren Netzstrom zu beziehen. Mit einem intelligenten Energiemanagement und evtl. einem Stromspeicher können Sie diesen Eigenverbrauch weiter maximieren.
Kosten einer Wärmepumpe im Altbau
Neben der technischen Machbarkeit spielen natürlich die Kosten einer Wärmepumpe im Altbau eine große Rolle. Anschaffung und Installation sind zunächst eine spürbare Investition – je nach Wärmepumpen-Typ variieren die Preise deutlich:
| Wärmepumpen-Typ | Typische Kosten (ohne Förderung) |
| Luft-Wasser-Wärmepumpe | ca. 8.000 – 16.000 € (Gerät + Einbau) |
| Sole-Wasser-Wärmepumpe (Erdwärme) | ca. 18.000 – 28.000 € (inkl. Erdsonden/Kollektoren) |
| Wasser-Wasser-Wärmepumpe | ca. 20.000 – 30.000 € (mit Brunnenbohrung, eher selten) |
Hinweis: Die obigen Beträge sind grobe Richtwerte für Ein- bis Zweifamilienhäuser. Zusatzkosten kommen hinzu für den Ausbau und die Entsorgung der alten Heizung, eventuelle Elektroinstallationen (z.B. Anschluss ans Stromnetz, Drehstrom), ein Fundament für das Außengerät bei Luft-Wärmepumpen und Optimierungen am Heizsystem (größere Heizkörper, hydraulischer Abgleich, Dämmmaßnahmen).
Förderungen für Wärmepumpen im Altbau
Der Staat unterstützt die Umstellung auf klimafreundliche Heizungen mit großzügigen Förderprogrammen. Aktuell (Stand 2025) können Sie Zuschüsse von bis zu 70 % der Wärmepumpen-Kosten erhalten, wenn Sie bestimmte Kriterien erfüllen (z.B. den Austausch einer alten Ölheizung, Erreichen der neuen 65%-EE-Auflage etc.). Typischerweise besteht die Förderung aus einer Grundförderung (z.B. 30–40 % der Kosten) plus Bonus-Prozentsätzen für besondere Maßnahmen. Die Kreditbank KfW bietet etwa das Programm 458, in dem Zuschüsse und zinsgünstige Kredite kombiniert werden. Aber Achtung: Den Förderantrag müssen Sie unbedingt vor Auftragsvergabe bzw. Einbau der Wärmepumpe stellen! Neben der direkten Wärmepumpen-Förderung gibt es auch Förderprogramme für energetische Sanierung (Einzelmaßnahmen oder Komplettsanierung). Alternativ können Sie Sanierungskosten über mehrere Jahre steuerlich absetzen, falls Sie keine Zuschüsse in Anspruch nehmen.
Fazit: Mit Planung und PV zur effizienten Altbau-Wärmepumpe
Eine Wärmepumpe im Altbau senkt Ihre Heizkosten langfristig, macht Sie unabhängiger von Öl und Gas und heizt klimafreundlich. Selbst ältere Häuser lassen sich wärmepumpentauglich machen. Entscheidend sind eine gründliche Planung und Beratung – lassen Sie eine Heizlastberechnung durchführen, optimieren Sie Ihr Heizsystem und wählen Sie die passende Wärmepumpenart für Ihr Objekt. Die aktuell hohen Förderungen mindern die Investitionskosten deutlich, und die Betriebskosten liegen dank hoher Effizienz häufig unter denen einer Gasheizung – insbesondere, wenn Sie Ihre Wärmepumpe mit eigenem Solarstrom betreiben.
Unser Tipp: Nutzen Sie die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaik, um maximale Unabhängigkeit zu erreichen. Mit einer ausreichend dimensionierten PV-Anlage auf dem Dach produziert Ihr Altbau einen Großteil des benötigten Stroms für Heizung und Haushalt selbst – überschüssige Solarenergie im Sommer können Sie z.B. für Warmwasser nutzen.
Wenn sei herausfinden möchten, wie sich eine Photovoltaikanlage in Ihrem Fall rechnet und wie viel Sie durch Eigenstrom sparen können, nutzen Sie jetzt den Solarrechner von Selfmade Energy! In nur wenigen Klicks erhalten Sie eine individuelle Einschätzung und können unverbindlich Angebote anfordern.
Der Selfmade Energy Wärmepumpenrechner
Suchen auch Sie eine Wärmepumpe? Mit dem Wärmepumpenrechner von Selfmade Energy erhalten Sie einen unverbindlichen und auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Preisvergleich in Echtzeit.





